Lohsing, Ernst; früher Löwy (1878-nach dem 4.8.1942), Advokat

Lohsing Ernst, Advokat. * Prag, 30. 8. 1878; † KZ Mały Trostinec (Polen), nach dem 4. 8. 1942. Ursprünglicher Name Löwy. Stud. Jus an der Univ. Prag, 1902 Dr.jur., 1908 Rechtsanwaltsprüfung, wurde 1909 in die Liste der niederösterr. Advokatenkammer eingetragen; Kriegsdienstleistung 1914–18, machte den ganzen Krieg an der Front mit und wurde mehrfach ausgezeichnet. 1909–38 Rechtsanwalt in Wien und 1920–24, 1926–35 Mitgl. des Disziplinarrates der niederösterr. Advokatenkammer (ab 1923 Rechtsanwaltskammer in Wien), 1925–34 Prüfungskoär. für die Richteramtsprüfungen. 1934 legte er seine Stelle als Mitgl. des Disziplinarrates nieder, schränkte seine Tätigkeit als Anwalt vorwiegend auf eine Konsiliartätigkeit ein und plädierte nur mehr ausnahmsweise. 1938 emigrierte er nach Prag, wo ihm von der Univ. die venia legendi erteilt wurde. 1942 wurde er deportiert. Neben seiner prakt. Tätigkeit verfaßte L. eine Reihe wertvoller Arbeiten, von denen sein Kommentar „Österreichisches Strafprozeßrecht“ und die Mitwirkung am Kommentar zum österr. Strafrecht von Altmann-Jacob am bekanntesten sind und trotz aller Änderungen der Gesetzgebung ihren bleibenden Wert erhalten haben. Für den Anwaltstand bleibt sein Name dauernd mit seinem „Österreichischen Anwaltsrecht“ verbunden, in welchem er rund 1400 Entscheidungen verarbeitete und die gesamte Judikatur vom Wirksamkeitsbeginn der in Betracht kommenden Gesetze an (1869 bzw. 1872) für diese Gesamtdarstellung heranzog.

W.: Das Geständnis in Strafsachen, 1905; Über bedingten Straferlaß, 1906; Das Verbot der reformatio in pejus im Strafverfahren, 1907; Österr. Strafprozeßrecht in systemat. Darstellung, 1912, 4. Aufl., bearb. von E. Serini, 1952; Militär- und Zivilstrafverfahren im österr. Recht, 1915; Rechtsanwaltstarif, 1921, 5. Aufl. 1929; Das Pressegesetz, 1923; Österr. Anwaltsrecht. Ein Kommentar, 1925, 2. Aufl., bearb. von R. Braun, 1950; zahlreiche Abhh. in Z.; Mithrsg.: Kommentar zum österr. Strafrecht, 2 Bde., 1928–30, 2. Aufl., bearb. von R. Braun, 1950.
L.: Amtliche Mitt. der niederösterr. Advokatenkammer, Jg. 10, 1909, S. 68, Jg. 21, 1920, S. 42, Jg. 24. 1923, S. 2, Jg. 25, 1924, S. 2, Jg. 26, 1925, S. 28, Jg. 28, 1927, S. 8, Jg. 29, 1928, S. 54; Jurist. Bll., Jg. 44, 1915, S. 6, Jg. 49, 1920, S. 172, 234, Jg. 54, 1925, S. 134, Jg. 61, 1932, S. 184, 458, Jg. 71, 1949, S. 453f., Jg. 74, 1952, S. 398; Österr. Anwalts-Ztg., Jg. 2, 1925, S. 131, Jg. 9, 1932, S. 303; Nachrichtenbl. der österr. Rechtsanwaltschaft, Jg. 2, 1929, S. 108, Jg. 4, 1931, S. 42, 84, Jg. 5, 1932, S. 21, 37, Jg. 8, 1935, S. 27, 61; Amtliche Mitt. der Rechtsanwaltskammer in Wien, Jg. 42, 1948, S. 1; Österr. Juristenztg., 1949, S. 316; Kürschner, Gel. Kal., 1925–35; H. Klang zum 75. Geburtstag, Festschrift hrsg. von R. Braun, A. Verdroß und L. Werner, 1950, S. 10; H. G. Adler, Theresienstadt 1941–45, 1955, S. 49, 687.
(Ströher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 301
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