Lorenz, Hans (1873-1934), Chirurg und Alpinist

Lorenz Hans, Chirurg und Alpinist. * Wien, 26. 3. 1873; † Wien, 17. 12. 1934 (Selbstmord). Wirkte nach Absolv. der med. Stud. an der Univ. Wien (1896 Dr. med.) ab 1898 als Operationszögling, ab 1900 als klin. Ass. an der 1. Chirurg. Klinik der Univ. Wien, kam 1903 an die chirurg. Abt. der Wr. Allg. Poliklinik zu J. v. Hochenegg (s. d.), dem er 1904 nach dessen Berufung an die 2. Chirurg. Klinik als Ass. dorthin folgte. 1907 für Chirurgie habil., wurde er 1910 Primararzt und Vorstand der chirurg. Abt. am Krankenhaus der Wr. Kaufmannschaft, 1912 Konsiliarchirurg am St. Anna-Kinderspital, 1915 tit. ao. Prof. L., ein ausgezeichneter Diagnostiker und Operateur verfügte über die größte chirurg. Privatpraxis in Wien und machte sich besonders durch seine Abhh. über Bauchchirurgie verdient. L. war ein Bergsteiger strenger Richtung. Ab 1892 wurde er durch großzügige Bergfahrten, namentlich um die Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jh., einer der Bannerträger der Führerlosen im ganzen dt. Sprachraum. L., Ehrenmitgl. der Sektion Austria des DÖAV sowie von deren „Austria-Bergsteigerschaft“, war langjähriges Mitgl. des ÖAK und einer der ersten ausgezeichneten Hochgebirgsphotographen. Ab 1903 Kugelballonführer, erhielt er für seine Ballonfahrten (meist Überquerungen des Hochgebirges) die Goldene Sportmedaille des Österr. Aëroklubs.

Erste Erst.: Schluderzahn, Ortlergruppe, Langkofelkarspitze, Sass da Lec etc., Grödener Dolomiten (alle 1892). Erste Begehungen: Gran Odla, Ostwand (1892), Großer Fermedaturm, Ostwand (1894), Langkofel, Nordostwand (1895), Grohmannspitze, Nordwand (1895), Plattkofel, Ostwand, neuer Durchstieg (1895), Villnösser Turm, Nordwand (1896), Gratüberschreitung Langkofeleck-Langkofel (1896), Zahnkofel, Ostwand (1896), alle in den Grödener Dolomiten; Westliche Grasleitenspitze, Westgrat (1895), Rosengartengruppe; Cima Pradidali (Pravitale), Nordwestkante (1920), Cima di Val di Roda, Nordwestwand (1921), Gratübergang von der Pala di San Martino auf die Palahochfläche (1921), alle in der Palagruppe; Trafoier Eiswand, Westgrat (1898), Ortlergruppe; Schrammacher, unmittelbarer Nordnordostgrat von der Alpeiner Scharte (1895), Tuxer Hauptkamm der Zillertaler Alpen. Erste Überschreitungen: Fünffingerspitze von Norden nach Osten (1893), Großer Fermedaturm (1894), alle drei Grasleitenspitzen (1895), Langkofel (1895), alle in den Südtiroler Dolomiten. Erste führerlose Begehungen: Trafoier Eiswand von Norden, Ortlergruppe; Matterhorn, Zmuttgrat, Weißhorn, Schalligrat, Täschhorn, Teufelsgrat sowie Grat von der Wellenkuppe auf das Obergabelhorn, alle in den Walliser Alpen, etc. W.: Ein Beitr. zur Lehre von der Invagination, in: Dt. Z. für Chirurgie, Bd. 77, 1905; Einklemmung von Dünndarmgekröse in einer Spalte des großen Netzes, ebenda, Bd. 86, 1906; Eine neue Operationsmethode für doppelseitige mit rüsselartig vorragendem Zwischenkiefer komplizierte Lippenspalten, ebenda, Bd. 87, 1907; Kongenitale Anomalien des Dünn- und Dickdarms, Die geschwürigen und entzündlichen Prozesse des Dick- und Dünndarms, Die Appendizitis, Die Störungen der Darmpassage, alle in: E. Albert, Lehrbuch der speziellen Chirurgie für Studierende und Ärzte, Neuaufl., hrsg. von J. Hochenegg, Bd. 2, Tl. 1, 1908, 2. Aufl. 1927; kleinere Abhh. u. a. in WMW und Wr. klin. Ws.; Alpinist. Beitrr. in Mitt.-DÖAV, 1892–95, 1897, 1902, 1913, ÖAZ, 1892–93, 1897, 1913, 1929, Dt. Alpenztg., 1894 und Z.-DÖAV, 1899, 1900.
L.: N. Fr. Pr. vom 23. 2. 1915, 17. und 18. 12. 1934; WMW, Jg. 84, 1934, S. 1407; Feierl. Inauguration, 1934/35; Wr. klin. Ws., Jg. 48, 1935, S. 30; ÖAZ, Jg. 57, 1935, S. 16, 40 ff.; Mitt.-DÖAV, N. F., Bd. 52, 1936, S. 6 ff.; Fischer 2, S. 942; Kürschner, Gel.Kal., 1926–31; WB; Grundwald, n. 3312; U. A. Wien.
(Hösch-Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 315f.
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