Lorenz Josef von, Büchsenmacher und Waffentechniker. * Wien, 19. 6. 1814; † Wien-Hirschstetten, 19. 11. 1879. Als Sohn eines Oberschlossermeisters in der k. k. Feuergewehrsfabrik trat er 1831 als „Lehrgeselle auf 14 Jahre zur Feuergewehr Fabriks Arbeits Compagnie“ ein und besuchte im Selbststud. das Wr. Polytechn. Inst. 1837 Büchsenmacher-Untermeister, 1846 Obermeister, 1850 Werkführer 2. Klasse und „Titular Unterlieutenant ad honores“. 1849 konstruierte L. ein gezogenes Wallgewehr — für verschiedene Zwecke des Festungskrieges — nach den gleichen Prinzipien wie die anderen Handfeuerwaffen seines Systems, die zusammen mit dem von ihm entwickelten sogenannten Compressionsgeschoß als Munition, die Bewaffnung der österr.-ung. Inf. in den Kriegen 1864 und 1866 bildeten. Die Konstruktion einer Bein- und Fußprothese für einen amputierten Off. brachte für L. 1850 eine von K. Franz Joseph I. (s. d.) genehmigte Prämie von „100 fl. Conventions Münze“. 1861 nob. In der „Feuergewehrfabrik neuen Systems“ im Arsenal (Wien) wurde L. 1856 zum Oberwerkführer befördert. Nach den militär. Mißerfolgen, für die man nächst Benedek (s. d.) vor allem die waffentechn. Unterlegenheit als Ursache bezeichnete, war es um L. still geworden. 1874 wurde ihm noch eine „belobende Anerkennung“ für seine Mitarbeit bei der Sichtung, Klassifizierung und Konservierung der großen Kriegsmaterialbestände zuteil, die nach der Räumung der norditalien. Festungen zu bewältigen waren. 1875 i. R. Das Inf.-Gewehr M. 1854 gehörte als Vorderlader mit Perkussionsschloß fraglos zu den ausgereiftesten dieser Konstruktionsart, unterlag jedoch 1866 der techn. Neuartigkeit des von J. N. v. Dreyse gebauten Zündnadelgewehres und der ebenso neuartigen Infanterietaktik Moltkes.