Luciani, Tommaso (1818-1893), Historiker, Politiker und Schriftsteller

Luciani Tommaso, Historiker, Politiker und Schriftsteller. * Albona (Labin, Istrien), 7. 3. 1818; † Venedig, 9. 3. 1893. Sohn eines Rechtsanwaltes, schloß durch den frühen Tod seines Vaters das Stud. nicht ab, beschäftigte sich aber mit Kulturgeschichte und vor allem mit Heimatkde. Ende 1847 Bürgermeister von Albona. Obwohl er stark mit der Idee eines geeinten Italiens sympathisierte, wurde er wegen seines gemäßigten Verhaltens 1856 neuerlich zum Bürgermeister gewählt. Nach dem Waffenstillstand von Villafranca unterzeichnete er gem. mit den bekanntesten Vertretern der italien. nationalen Bewegung in Istrien ein Gesuch zwecks verwaltungsmäßiger Angliederung seiner Provinz an Venetien. Im Rahmen der nationalen Bewegung in Istrien trat L. nach seiner Auswanderung im Januar 1861 dem polit. Komitee Venetiens in Mailand bei und fungierte als Verbindungsmann zwischen dem Zentralkomitee in Turin und der geheimen Bewegung in Istrien. Er entwickelte bis 1866 eine außerordentliche Aktivität und veröff. Stud., Briefe und Artikel in den führenden Ztg. Italiens, um politische Kreise bzw. die Regierung des Königreiches davon zu überzeugen, daß Istrien ein integrierender Bestandteil Italiens sei. Als Anhänger des Hauses Savoyen gemäßigt und gesetzestreu, vermied L. direkten Kontakt mit den Extremisten. Der Ausgang des Krieges von 1866 beendete sein polit. Engagement. L. wurde, nachdem er einige Zeit in Florenz gelebt hatte, in Venedig seßhaft, erhielt eine bescheidene Anstellung am Archivio di Stato und betrieb dann, beauftragt vom istrian. Landtag, hist. Quellenforschung. Trotz seiner früheren polit. Tätigkeit konnte er mit seinen alten polit. Freunden in Istrien wiederholt zusammentreffen und seine dortigen Geschichtsforschungen fortsetzen. L., der als einer der vornehmsten Vertreter und Verfechter der Idee eines italien. Istriens galt, erkannte als erster den prähist. Ursprung der „Castellieri“ Istriens und transkribierte und veröff. zahlreiche Urkunden über die venetian. Herrschaft in Istrien.

W.: LΊstria. Schizzo storico etnografico, 1866; Mattia Flacio istriano di Albona, notizie e documenti, 1869; Sui dialetti dell’Istria, studi e memorie, 1876; Documenti che riguardano le trattive di vendita del Contado di Pisino, in: Archeografo triestino, N. S. 4, 1876/77; Lettera a T. Mommsen, ebenda; Albona, Studi storico etnografici, 1879; Documenti Albonesi del Secolo XVII, 1881; Un’ara albonese, 1881; Commemorazione del prof. C. Combi, 1885; P. Kandler, in: Pro Patria, 1888–89; Tradizioni popolari albonesi, 1892; Carteggio Cavalletto–L. (1861–66), hrsg. von G. Quarantotti, 1962; R. Giusti, Il carteggio L.–Antonini, 1968.
L.: La porta orientale 2, 1932, 24, 1954, S. 98 ff.; Pagine istriane, Ser. 3, Bd. 1, 1950, S. 217 ff.; In memoriam T. L., 1894; E. Genzardi, T. L., scrittore e patriota istriano, 1921; AA. VV., Nella traslazione in patria delle ossa di T. L., 1923; A. de Gubernatis, Dizionario biografico degli scrittori contemporanei, 1879; C. de Franceschi, Ľ attività dei comitati politici di Trieste e dell’Istria dal 1859 al 1866, in: Atti e memorie della società istriana di archeologia e storia patria, N. S. 1, 1949, S. 145 ff.; S. Cella, Alcuni documenti delľ emigrazione politica giuliana, ebenda, N. S. 15, 1967, S. 150 ff.; G. Quarantotti, Istria risorgimentale, ebenda, N. S. 17, 1969, S. 162 ff.; G. Stefani, Cavour e la Venezia Giulia, 1955; Pagliaini.
(Spiazzi)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 341f.
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