Lučkaj (Lutskay), Mychajlo; eigentl. Pop (1789-1843), Philologe und Historiker

Lučkaj (Lutskay, eigentlich Pop) Mychajlo, Philologe und Historiker. * Nagylucska, Kom. Bereg (Velyky Lučky, Karpatoukraine), 19. 11 1789; † Ungvár, Kom. Úng (Užhorod, Karpatoukraine), 3. 12. 1843. Stud. in Munkács, Wien und Großwardein, wo er 1816 zum Priester geweiht wurde, und wirkte dann als Archivar und Bibliothekar in Ungvár. Als Herzog Karl 1829 in Lucca eine Kapelle für den slaw. unierten Ritus einrichtete, berief er L. dorthin. Während der drei Jahre seines Aufenthaltes in Italien entstanden L.s Hauptwerke. Nach Ungvár zurückgekehrt, verfaßte er in jahrelanger Arbeit ein fünfbändiges latein. Geschichtswerk, das unveröff. blieb. Die Manuskripte befinden sich in Ungvár. Eine Vorstellung vom Inhalt vermittelt die Zusammenfassung von J. Duliškovič: Istoričeskie čerty Ugrorusskich (Karpatoukrain. hist. Skizzen), 1874. L.s „Grammatica“ bedeutete eine Epoche in der Ukrainistik. Es handelte sich um eine auf Dobrovskýs (s. d.) „Institutiones“ beruhende kirchenslaw.-karpatoukrain. Parallelgrammatik mit wertvollen folklorist. Texten (Specimina styli ruthenici). L. gab somit die erste Beschreibung eines (sehr archaischen) ukrain. Dialekts überhaupt. Seine Predigtsmlg. in karpatoukrain. Volkssprache erfreute sich größter Beliebtheit, als Schriftsprache für seine Landsleute propagierte er jedoch das Kirchenslaw., aus dem er seinen Heimatdialekt unmittelbar herleitete.

W.: Grammatica slavo-ruthena: seu vetero slavicae, et actu in montibus carpathicis parvo-russicae, ceu dialecti vigentis lunguae, 1830; Cerkovnyja besidy (Predigten), 1831; Historia Carpatho-Ruthenorum (Manuskript).
L.: Naukovyj zbornik Tovarystva „Prosvěta“ v Užhorodě 6, 1928/29, 7/8, 1931; Otto, Erg. Bd. III/2; V. Pogorelov, Karpatorusskie et judy (Karpatoukrain. Stud.), 1939; N. Dutka, Die Frage der Schriftsprache bei den österr. Ukrainern von 1772–1848, phil. Diss. Wien, 1951.
(Wytrzens)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 343
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