Mälzel, Johann (1772-1838), Mechaniker und Erfinder

Mälzel Johann, Mechaniker und Erfinder. * Regensburg (Oberpfalz), 5. 8. 1772; † La Guaira (Venezuela), 21. 7. 1838 (an Bord eines Schiffes). Sohn eines Orgelbauers und Mechanikers; kam 1792 nach Wien, eröffnete eine mechan. Werkstätte und verlegte sich besonders auf die Konstruktion von Musikautomaten, wie des „Panharmonikons“ und des mechan. Trompeters, welchen er in zwei Konzerten am 8. und 12. 12. 1813 in der Wr. Univ. mit zwei eigens dafür komponierten Stücken von L. Dussek und I. Pleyel vorführte, während den anderen Teil der Veranstaltung die Uraufführungen von Beethovens VII. Symphonie und der „Schlacht bei Vittoria“ (die ursprünglich für M.s Panharmonikon bestimmt war) bildeten. Beethoven (s. d.) plante sogar eine gem. Reise mit M. nach England. Besonderes Interesse hatte er für das Metronom, dessen Erfindung zwar nur zu einem kleineren Teil auf M. zurückgeht, von welchem dieser jedoch den finanziellen Gewinn und propagandist. Erfolg zu seinen Gunsten nutzen konnte. Das öff. Eintreten Beethovens für diesen Apparat, auf den sich noch heute die Standard-Tempobezeichnung in der Musik bezieht (M. M. = Mälzels Metronom) und der zu Unterrichtszwecken noch immer im Gebrauch steht, zeigt, daß die durch einen Prozeß wegen des von M. beanspruchten Urheberrechtes an der „Schlacht bei Vittoria“ entstandene Verstimmung zwischen beiden wieder behoben worden war. M., der ab 1808 den Titel eines k. Hofmechanikus führte, trat auch mit anderen Erfindungen hervor, z. B. mit einer im Auftrag des Bürgermeisters Wohlleben konstruierten „Erstickungswehre“, einer Art Gasmaske (Wr.Ztg., 1813, S. 1019 f.). Nach mehreren Europareisen ging er 1825 nach Amerika, kehrte 1828/29 nochmals zurück, um dann endgültig in Amerika zu bleiben, wo er auf einer seiner Reisen plötzlich starb. Er hinterließ ein großes Vermögen. Auch sein Bruder Leonhard M. (1783–1855) trat in Wien als Erfinder mechan. Instrumente („Orpheusharmonie“, mechan. Flötenbläser) sowie als Klavierspieler hervor.

L.: Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Frank-Altmann; P. Nettl, Beethoven Enc., 1956; Riemann; Poggendorff 2; R. Sieezynski, Seltsame Leute im einstigen Wien,1950, S. 188 ff.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Gräffer–Czikann; R. Angermüller, Aus der Frühgeschichte des Metronoms, in: Österr. Musikz. 26, 1971, S. 134ff.; H. Ottner, Der Wr. Musikinstrumentenbau 1815–33, phil. Diss. Wien, 1969; Exner, Gewerbe und Erfindungen, Tl. 2, S. 101 f.; A. W. Thayer–H. Deiters–H. Riemann, L. v. Beethovens Leben, Bd. 3–5, 1907–23; M. Reinitz, Beethoven im Kampf mit dem Schicksal, 1924, S. 50 ff.; Th. v. Frimmel, Beethoven-Hdb., 1926; Thayers Life of Beethoven, hrsg.von E. Forbes, 1967; Mitt. H. Mück, Wien.
(Antonicek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 25, 1972), S. 404
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