Meyer-Lübke Wilhelm, Romanist. * Dübendorf b. Zürich (Schweiz), 30. 1. 1861; † Bonn, 4. 10. 1936. In seiner Ausbildung an den Univ. Zürich (1883 Dr.phil.) und Berlin mehr von der Indogermanistik (J. Schmidt) als von der Romanistik beeindruckt, widmete sich M.-L., ein Neffe des Dichter C. F. Meyer, in seiner Forschung fast ausschließlich sprachlichen Themen. Nach früher Habil. an der Univ. Zürich (1884) lernte und lehrte er an der École des Hautes Études in Paris, erhielt 1887 einen Ruf nach Jena, wo er die vergleichende Sprachwiss. vertrat, ging 1890 als Romanist nach Wien, das er nach 25jähriger erfolgreicher und glanzvoller Tätigkeit (1905/06 Dekan, 1906/07 Rektor) verließ, um ab 1915 an der Univ. Bonn im Sinne der Tradition von F. Diez zu wirken. Hier wurde seine überreiche wiss. Produktion durch gründlich bearb. Neuaufl. gekrönt. Hatte er im Alter von 50 Jahren Arab. gelernt, so kam jetzt noch das Bask. hinzu. Die in der Indogermanistik erprobte vergleichende Methode wandte er in seinem Roman. etymolog. Wörterbuch auf die Rekonstruktion des vulgärlatein. Wortschatzes, in seiner Grammatik der roman. Sprachen auf das gesprochene Latein und die Veränderung seines Sprachstoffes in zeitlicher und räumlicher Abgrenzung an. Durch die Hrsg. der Grammatik des Simon Portius (1638) begründete er die hist. Grammatik des Neugriech. Vielfältig förderte er die „Wörter und Sachen“-Forschung, für die er die gleichnamige Z. mitbegründete. M.-L., vielfach geehrt und ausgezeichnet, war u. a. Dr. h. c. der Univ. Cambridge, Coimbra, Graz und Turin, 1903 w. Mitgl., 1928 Ehrenmitgl. der Akad. der Wiss. in Wien.