Makart, Hans (1840-1884), MalerMakart Hans, Maler. * Salzburg, 18. 5. 1840; † Wien, 3. 10. 1884. Stud. wenige Monate an der Wr. Akad. der bildenden Künste (1858). 1860–65 war er Schüler Pilotys in München, u. a. gem. mit Defregger (s. d.) und Lenbach. Während dieser Zeit unternahm er Reisen nach London, Paris (1862) und Rom (1863).Mit den „Modernen Amoretten“ trat er 1868 in München zum ersten Mal vor ein großes Publikum; noch im selben Jahr stellte er die „Pest in Florenz“ aus; die beiden dreiteiligen Werke machten seinen Namen mit einem Schlag bekannt. Anfang 1869 wurde er vom K. nach Wien berufen. Einige große Arbeiten wie „Abundantia“, die Malereien für N. Dumba (s. d.), Theatervorhänge und als Gipfelpunkt „Caterina Cornaro“ kennzeichnen die frühe Wr. Schaffenszeit. Während des Winters 1875/76 hielt sich M. mit mehreren Kollegen — u. a. mit L. C. Müller — in Ägypten auf, wo einige Bilder entstanden, die sich innerhalb des Gesamtwerkes durch besondere Lebendigkeit auszeichnen. Im Frühjahr 1877 bereiste M. Spanien und Marokko, im Herbst desselben Jahres besuchte er mit Lenbach und Kaulbach die Niederlande. Kurz darauf vollendete er den „Einzug Karls V. in Antwerpen“; das Werk wurde mit großem Erfolg bei der Pariser Weltausst. 1878 gezeigt. 1879 wurde M. Prof. für Historienmalerei an der Wr. Akad. der bildenden Künste. Den Höhepunkt seines Ruhmes und seiner Popularität erreichte er, als er den großen Festzug gestaltete, der aus Anlaß der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares 1879 in Wien stattfand. 1881 erhielt er den Auftrag zur maler. Ausstattung des Stiegenhauses im neuen Kunsthist. Mus. Die 12 Lunettenfelder vollendete er in den beiden folgenden Jahren, das Deckenbild gedieh nicht über das Stadium der Skizze. In seinen letzten Lebensjahren entstanden architekton. Entwürfe und einige großformatige Bilder, wie „Die Jagd der Diana“, „Der Sommer“ (zerstört), und als letztes, unvollendet gebliebenes Werk „Der Frühling“. 1881 legte er seine Professur aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die Beurteilung der Malerei M.s schwankte zwischen Enthusiasmus und tiefer Ablehnung. Man warf ihm die offene Nichtachtung der Natur vor (wobei dies oft mit Nichtkönnen verwechselt wurde), und daß er die Historie zum Schauobjekt maler. Inszenierungskunst mache, wobei die Wiedergabe überlieferter Fakten nicht erstes Anliegen sei. Die meisten seiner Zeitgenossen jedoch anerkannten nicht nur eben diese gemalten Bühnenstücke, welche die Gegenwart ins Kleid der Vergangenheit steckten, sie bejubelten vor allem auch die Virtuosität der Malerei, die Kraft der Farbe. Die zunächst unkontrollierte Verwendung von Asphalt hatte einige seiner frühen Bilder bald zu Ruinen werden lassen („Die scheintote Julia“, Österr. Galerie). Nach kurzer Zeit beherrschte M. jedoch diese Technik, die ein bis dahin nicht gekanntes Leuchten hervorrief, nahezu vollkommen. Sehr schnell nach seinem Tode geriet er in Vergessenheit. Erst um 1930 begann man sich wieder mit ihm zu beschäftigen. Eine Ausst. in Salzburg, 1940, dokumentiert die Überschätzung M.s während dieser Jahre — nicht seiner Malerei, sondern einiger seiner Themen. 1954 unternahm eine neuerliche Ausst. — wieder in Salzburg — durch Konfrontation mit Zeitgenossen und durch Hervorheben der maler. Qualitäten den Versuch einer Korrektur.
W.: Katharina Makart, Amalie Makart, 1870, Rosen, ca. 1872, alle Residenzgalerie, Salzburg; Pappenheims Tod, 1861, Sommernachtstraum, 1872, Zerline Gabillon, ca. 1873, Messalina, 1875, Hanna Klinkosch, 1875, Entwurfskizzen zum Jubiläumsfestzug, 1879, alle Hist. Mus. der Stadt Wien; Lavoisier im Gefängnis, ca. 1862/63, Oberösterr. Landesmus., Linz; Nachmittagsunterhaltung einer venezian. Ges., 1863, Stadtmus., München; Das Konklave, 1863, Die Falknerin, ca. 1880, beide Bayer. Staatsgemälde-Smlg., München; Der schlafende Sänger und die Nixen, 1866, früher Schack-Galerie, München; Frau Schäuffelen, 1867, Moderne Amoretten, 1868, Die scheintote Julia, 1869, Frau Piloty, 1869, Dame am Spinett, 1871, Der Triumph der Ariadne, 1873, Caterina Cornaro, 1872/73, Die 5 Sinne, 1872–79, Clothilde Beer, ca. 1880, alle Österr. Galerie, Wien; Moderne Amoretten, 1868, Privatbesitz Innsbruck; Die Pest in Florenz, 1868, Ophelia, 1871, beide Smlg. Schäfer, Schweinfurt; Abundantia, 1870; Malereien für das Arbeitszimmer N. Dumbas, 1871, Privatbesitz, Wien, Bundesdenkmalamt; Selbstporträt, 1872, Mus. Carolino Augusteum, Salzburg; Frau Munkaczy, 1874, Landesmus., Hannover; Siesta am Hofe der Medici, 1875, Kunsthalle, Bielefeld; Der Tod der Kleopatra, 1875, Städt. Kunstsmlg., Kassel; Die Nilfahrt der Kleopatra, 1875, Staatsgalerie, Stuttgart; Marmorherzen, ca. 1875, Privatbesitz, Wien; Einzug Karls V. in Antwerpen, 1878, Kunsthalle, Hamburg; Kampf der Lapithen und Kentauren, 1878, Mus. ausländ. Kunst, Riga; Faust und Gretchen im Garten, 1879, German. National-Mus., Nürnberg; Nessus und Deianeira, 1880, Mus. der Schönen Künste, Budapest; Die Jagd der Diana, 1880, Ringling-Mus., Sarasota; Der Sommer, 1881, früher Dresden; 12 Lunetten, 1883, Stiegenhaus, Kunsthist. Mus., Wien. Architekton. Entwürfe: Entwurf zu einer Uhr, ca. 1882/83, Österr. Mus. für Angewandte Kunst, Wien; Got. Grabkirche, Palast, 1883, Sieg des Lichtes über die Finsternis, 1883, alle Österr. Galerie, Wien; Der Frühling, 1884, Kongreßhaus, Salzburg.
L.: N. Fr. Pr. vom 25. 11. 1871, 17. 6. 1908, 3. 10. 1909 und 18. 1. 1919; N. Wr. Tagbl. vom 1. 9. 1918, 19. 5. 1921 und 3. 10. 1934; Volksztg. vom 2. 10. 1924; Wr. Ztg. vom 6. 8. 1933 und 3. 10. 1934; Neuigkeits-Weltbl. vom 26. 5. 1940; Z. für Bildende Kunst 4, 1869, S. 115, 6, 1871, S. 309 f., 14, 1879, S. 193 ff., 21, 1886, S. 181 ff., S. 214 ff., NF 3, 1892, S. 97 ff.; Kunstchronik 4, 1869, n. 8, S. 71, n. 12, S. 118 f., 5, 1870, n. 24, S. 193 f., 8, 1873, n. 50, S. 793 ff., 10, 1875, n. 44, S. 693 ff., 13, 1878, n. 28, S. 441 ff., 14, 1879, n. 18, S. 292 f., 15, 1880, n. 33, S. 521 ff., 16, 1881, n. 29, S. 465, 18, 1883, n. 29, S. 489 ff., 19, 1884, n. 45, S. 741 ff., 20, 1885, n. 31, S. 525 ff., n. 33, S. 557 ff., NF 7, 1895/96, n. 3, S. 44, NF 10, 1898/99, n. 5, S. 65 ff., NF 14, 1902/03, n. 29, S. 457 ff., NF 16, 1904/05, n. 15, S. 228 ff.; Allg. Kunstchronik, Bd. 5, 1881, n. 31, S. 270 ff., Mitt. des Österr. Mus. für Kunst und Industrie 19, 1884, n. 230, S. 242 ff.; Kunst und Kunsthandwerk 2, 1899. S. 341 ff.; Salzburger Mus.-Bl., Jg. 11, 1932, n. 4/5, Jg. 19, 1940, n. 1—3; Bergland 16, 1934, H. 7; Velhagen & Klasings Monatshe. 54, 1939/40, Bd. 2, S. 629 ff.; Kunst dem Volk 11, 1940, F. 1; Mitt. der Österr. Galerie, Jg. 15, 1971; Alte und Moderne Kunst 17, 1972, H. 121, S. 24; R. Stiaßny, H. M. und seine bleibende Bedeutung, in: Smlg. kunstgewerblicher und kunsthist. Vorträge, n. 12, 1886; E. Pirchan, H. M., 2. Aufl. 1954; R. Mikula, Stud. zu H. M., phil. Diss. Wien, 1971; H. M.-Album, 2. Aufl. 1889; E. Ranzoni, Prof. H. M.s Werke in Heliogravuren, 1889; L. Hevesi, H. M. und die Secession, in: 8 Jahre Secession, 1905; F. Novotny, Zu einem Bildnis Sarah Bernhardts von H. M., in: Festschrift für K. Badt, hrsg. von M. Gosebruch und L. Dittmann, 1970; B. Grimschitz, Österr. Maler vom Biedermeier zur Moderne, 1963, S. 17 ff.; Bénézit; Kindlers Malereilex., Bd. 4, 1967; Seubert; Thieme–Becker; Wurzbach; N. Österr. Biogr., Bd. 6, 1929, S. 15 ff.; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB 52; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh., Bd. 1/2, 1895; E. Ranzoni, Malerei in Wien, 1873; C. v. Vincenti, Wr. Kunst-Renaissance, 1876; F. Pecht, Stud. und Erinnerungen 2, 1879, S. 340 ff.; W. Unger, Aus meinem Leben, 1929. Kataloge: Künstler. Nachlaß, 1885; Wien, Künstlerhaus, 1885, 1941/2; Dt. Jh.-Ausst., Berlin 1906; K. Franz-Jubiläums-Ausst., Wien, 1935; Gedächtnisausst., Salzburg 1940; M. und seine Zeit, Salzburg 1954; 100 Jahre Künstlerhaus, Wien 1961; Le salon imaginaire, Berlin 1968; H. M., Baden-Baden 1972.
(G. Frodl)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 29ff.