Mannaberg, Julius (1860-1941), Internist

Mannaberg Julius, Internist. * Pest, 9. 5. 1860; † Wien, 17. 8. 1941. Stud. an der Univ. Wien Med., 1884 Dr. med. Nach kurzer Tätigkeit als Hilfsarzt an der dermatolog. Klinik unter Kaposi (s. d.) trat er 1887 in die von Nothnagel geleitete II. med. Klinik ein und wurde dort 1894 erster Ass., 1895 habil., 1898 übernahm er die Leitung der Internen Abt. der Wr. Allg. Poliklinik, 1902 tit. ao. Prof., 1919–30 Dir. der Poliklinik. Als Mitgl. des Obersten Sanitätsrates (1909–19) hatte er u. a. das Malaria-Referat. M.s erste Arbeiten galten den Mikroorganismen im Harntrakt. Er fand Streptokokken als Erreger der Nephritis, eine Erkenntnis, die später durch die Untersuchungen bei der Kriegsnephritis bestätigt wurden. Er beschrieb als erster die Reflexsteigerung bei der Urämie und umriß ein neues Krankheitsbild, die Stenonephrie, einen auf Veränderungen der Nierenarterien basierenden Symptomenkomplex mit Schmerzanfällen und konsekutiver Albuminurie. Er analysierte die Hochdrucktachykardie und fand eine Erhöhung des Grundumsatzes beim arteriellen Hochdruck. M. gehörte zu den Pionieren der Malariaforschung. Er kam der Aufdeckung des Übertragungsmodus des Wechselfiebers durch Stechmücken, die 1897 Ross gelang, schon sehr nahe. Auf dem Gebiet der Darmkrankheiten leistete er u. a. Beitrr. über die Pathogenese und patholog. Anatomie der Colitis membranacea. Nach ihm wird die Akzentuierung des zweiten Pulmonaltones bei abdominellen Erkrankungen, vor allem bei Perityphlitis, als M.sches Symptom bezeichnet.

W.: Zur Aetiol. des Morbus Brightii acutus, in: Centralbl. für klin. Med., 1880; Über die Mikroorganismen der normalen männlichen Urethra und des normalen Harnes, gem. mit S. Lustgarten; in: Archiv für Dermatol. und Syphilis 14, 1887; Beitrr. zur Kenntnis der Malariaparasiten, in: Verhh. des 11. Kongresses für Innere Med., Leipzig 1892, 1892; Über Accentuierung des 2. Pulmonaltones bei Perityphlitis, in: Centralbl. für innere Med. 15, 1894; Die Malariakrankheiten, in: Nothnagels Specielle Pathol. und Therapie, 1899, engl. von R. Ross, 1903; Pathogenese und patholog. Anatomie der Colitis membranacea, in: WMW, Jg. 50, 1900; Krankheiten der Niere und des Nierenbeckens, in: Hdb. für Urol., hrsg. von A. v. Frisch und O. Zuckerkandl, Bd. 1, 1904; Med. Klinik der Krankheiten der Niere und des Nierenbeckens, ebenda, Bd. 2, 1905; Über Stenonephrose, in: Verhh. der Dt. Ges. für Urol., 1921; Arterieller Hochdruck und gesteigerter Grundumsatz, in: Wr. klin. Ws., Jg. 37, 1924; Über Hochdrucktachykardie, ebenda, Jg. 43, 1930; etc.
L.: Wr. klin. Ws., Jg. 42, 1930, S. 601 f., Jg. 75, 1963, S. 665 ff.; G. Olpp, Hervorragende Tropenärzte, 1932, S. 261 f.; Fischer; Eisenberg, 1893, Bd. 2; Jb. der Wr. Ges., 1929; Lesky, S. 324; Schönbauer, S. 348.
(M. Jantsch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 55
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