Mannsbarth, Franz (1877-1950), Flugpionier und Offizier

Mannsbarth Franz, Offizier und Flugpionier. * Iglau (Jihlava, Mähren), 22. 11. 1877; † Wien, 2. 10. 1950. Sohn eines Rgt. Arztes; schlug die militär. Laufbahn ein, wurde 1896 zum IR 53 ausgemustert, 1897 Lt., 1901 Oblt.; nach seiner Ausbildung zum Militärluftschiffer 1903 Ballonführer; 1906 erfolgte die Transferierung zum IR 49 und seine dauernde Kommandierung zur Luftschifferabt. M. galt bald als routinierter Freiballonführer und Sachverständiger in Luftfahrtangelegenheiten. Bei der Ersten internationalen Luftschiffausst. in Frankfurt (1909) Delegierter Österr., errang er einen Preis und erwarb auch das Lenkballonführer-Patent. 1909–11 war er in der Militäraero-Anstalt tätig. Ab Sommer 1910 baute er mit Stagl das erste österr. Lenkluftschiff, den „Stagl-Mannsbarth-Ballon“, im Frühjahr 1911 wurde der erste Flug ohne jede Störung durchgeführt. Dieses Luftschiff war damals mit einem Volumen von 8150 m³, mit den von M. erfundenen schwenkbaren Steuer-Propellern und seinen zwei von Porsche konstruierten Daimler-Motoren, das beste Luftschiff der Welt und war größer, leichter, schneller und konstruktiv billiger als das Zeppelin-Luftschiff. Da die privaten Mittel erschöpft waren und die Heeresverwaltung den Ankauf des Ballons trotz 65 erfolgreicher Flüge ablehnte, mußte dieser 1914 in einzelnen Tl. verkauft werden. Um an den vielfachen techn. und wiss. Fragen der Luftfahrt-Vermessungen in der Luft oder an Gelände-Aufnahmen durch Photographie (Scheimpflug-Verfahren) ungehindert arbeiten zu können, ließ sich M. im Dezember 1912 dauernd vom Dienst bei der Truppe beurlauben. Zu Kriegsbeginn 1914 wurde M. Kmdt. der „Luftschiffer-Ersatztruppen“ und damit „Leiter des gesamten Luftschiffahrtswesens im Felde und im Hinterlande“. Trotz vieler Schwierigkeiten konnte er 25 Ballonabt. aufbauen und ausrüsten. M. unternahm zahlreiche, gefährliche Aufklärungsflüge (russ. Front, Isonzofront, Nordsee) und erhielt noch im März 1918 von der Marine-Sektion des Kriegsmin. den Auftrag, zwei Marine-Patrouillen-Luftschiffe zu bauen. 1921 als Obstlt. i. R., war er dann in der Industrie tätig. Vizepräs. des Aero Klubs. M. hatte insgesamt 211 Ballonfahrten ausgeführt, u. a. Wien–Zara in acht Stunden. Seinen größten Erfolg in der Freiballonfahrt, den 1. Preis unter 51 Konkurrenten und das „Diplom als Internationaler Freiballon-Führer“, errang er 1909 auf der „Internationalen Distanz-Wettfahrt“ in 60 stündigem Flug Zürich–Pilsen. Er nahm auch an ca. 500 Motor-Ballonflügen teil, welche er alle, oft unter schwierigen Bedingungen, erfolgreich absolv.

L.: Die Presse vom 4. 10. 1950; Rathaus-Korrespondenz vom 30. 9. 1960; Verkehr vom 12. 10. 1950; Jb. der Wr. Ges., 1929; KA Wien; Mitt. F. Hirt, Wien (†).
(J. Diakow)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 26, 1973), S. 58
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