Mautner (von) Markhof Manfred, Großindustrieller. Geb. Wien, 17. 9. 1903; gest. ebd., 4. 1. 1981 (Unfall); röm.-kath. Aus einer altösterreichischen Industriellenfamilie stammend, Urenkel von →Adolf Ignaz Mautner von Markhof, Sohn des Großindustriellen Theodor Mautner von Markhof, Cousin des Großindustriellen DDr. Georg Mautner Markhof (1904–1982), Cousin 2. Grades des Journalisten, Unternehmers und Politikers Georg Mautner Markhof (1926–2008); verheiratet mit Maria Anna Mautner (von) Markhof, geb. Kupelwieser (1900–1990). – M. besuchte das Gymnasium Wien-Floridsdorf und die Brauereiakademie in Weihenstephan bei Freising; 1928 Diplom-Brau-Ingenieur. Danach trat er in die Familienbetriebe Brauerei Schwechat und Vereinigte Hefefabriken Mautner Markhof ein. 1938 wurde die Familie aus „rassischen Gründen“ diskriminiert. M. war von Mai bis Juni 1939 in Berlin in „Schutzhaft“, um von ihm die Zustimmung zur „Arisierung“ der Brauerei zu erpressen. Diese war nicht direkt möglich, da M. nach den „Nürnberger Gesetzen“ als „Mischling 2. Grades“ galt. Nach einer Intervention von →Richard (Georg) Strauss bei Propagandaminister Joseph Goebbels wurde M. jedoch entlassen. Der Konzern blieb zwar im Besitz der Familie, aber nicht unter ihrer Leitung. Zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, war M. eineinhalb Jahre als Kraftfahrer bei der Fliegerabwehr eingesetzt. Danach hatte er die interne Leitung der Betriebe in Wien-Simmering inne. 1945 übernahm er die Gesamtleitung des dortigen Familienkonzerns, der vor allem Hefe und Senf herstellte und die Bierbrauerei in Schwechat betrieb. Er organisierte den Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Betriebe und die Neuordnung des Unternehmens. Ab 1949 teilte er sich mit seinem Cousin DDr. Georg M. die Geschäftsführung. M.s Aktivitäten beschränkten sich jedoch nicht nur auf den Familienkonzern. Als Vizepräsident der Vereinigung Österreichischer Industrieller (1946–72) und als Obmann der Bundessektion Industrie der Kammer der gewerblichen Wirtschaft (1950–70) leistete er auch wichtige Beiträge zum Wiederaufbau der gesamten österreichischen Wirtschaft. Am Zustandekommen der fünf Lohn-Preis-Abkommen (1947–51) zur Stabilisierung der österreichischen Währung, in deren Rahmen die Grundlagen für die Sozialpartnerschaft gelegt wurden, hatte er großen Anteil. Bis zu Anfang der 1970er-Jahre war er eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Österreichs. M. war Vorsitzender des Verbandes Österreichischer Brauereien sowie Präsident der Versuchsstation für Gärungsgewerbe und machte sich als Initiator der Fachrichtung für Gärungstechnik an der Hochschule für Bodenkultur in Wien verdient, wofür er 1947 mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet wurde. Bis 1968 war er Vorsitzender des Vorstands der Brauerei Schwechat AG und übernahm dann deren Aufsichtsratsvorsitz. Ferner war M. Aufsichtsratsvorsitzender der Österreichischen Philips Industrie GmbH., Oberkurator (ab 1947) und Ehrenpräsident der Ersten Österreichischen Spar-Casse (ab 1979) sowie Aufsichtsrat der Veitscher Magnesitwerke AG (ab 1950). Sein Interesse galt auch den schönen Künsten: So war M. nicht nur Präsident der Wiener Konzerthausgesellschaft, des Instituts zur Förderung der Künste, sondern auch des Wiener Männergesangvereins und Vizepräsident der Gesellschaft der Musikfreunde. Zu seinem Freundeskreis gehörten etwa der Dirigent Karl Böhm, die Komponisten Richard Strauss und Gottfried von Einem, die Schriftsteller Heimito von Doderer, Fritz Hochwälder und Carl Zuckmayer sowie die Maler Ernst Fuchs und Arnulf Rainer. Im hohen Alter nahm er wichtige Aufgaben im österreichischen Sport wahr: Neben seiner Funktion als Präsident des Wiener Trabrennvereins und des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touring-Clubs zählte er auch zu den Mitgliedern des Österreichischen Olympischen Komitees und war dessen Delegierter beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). 1972 sorgte er für negative Schlagzeilen wegen eines devoten Telegramms an den IOC-Präsidenten Avery Brundage, der zuvor den Schifahrer Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen hatte, was einen vorübergehenden Boykott von Mautner-Markhof-Produkten zur Folge hatte. Unabhängig davon befand sich der Konzern in den 1970er-Jahren in einer Krise, sodass die Brauerei Schwechat 1978 der Brau AG überlassen werden musste. M. widmete sich danach vorwiegend der Jagd, Konzertbesuchen und seiner Kunstsammlung. Im Unternehmen übernahm sein Cousin 2. Grades, Georg M., die Verantwortung. M. wurde u. a. mit der Nicolai-Medaille (1953), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1956), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1969), dem Großen Silbernen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich sowie mit dem Großkreuz des päpstlichen Silvesterordens ausgezeichnet.
L.: NÖB 21, 1982; Rathaus-Korrespondenz, 17. 9. 1963, 11. 9. 1973; J. Freitag, Die Unternehmerfamilie Mautner-Markhof, DA Wien, 1979, S. 35, 37, 40–43, 45, 93f.; Industrie. Wochenzeitschrift für Unternehmer und Führungskräfte 83, 1983, Nr. 37, S. 49 (m. B.); ZeitRaum. Zeitschrift für historische Vielfalt, NF 2, 1995, S. 8–33 (auch in: http://www.demokratiezentrum.org/fileadmin/media/pdf/schranz.pdf (Zugriff 29. 1. 2013); Profil 29, 1999, Nr. 46, S. 84 (m. B.), 34, 2004, Nr. 39, S. 50; W. Kühnelt, Berühmte Dynastien, 2005, S. 75–80; AdR, Wien.