Mautner, Isaac (Isaak) (1824–1901), Industrieller

Mautner Isaac (Isaak), Industrieller. Geb. Nachod, Böhmen (Náchod, CZ), 28. 3. 1824; gest. ebd., 22. 7. 1901; mos. Großvater von →Konrad Mautner und →Stephan (Stefan) Mautner, Vater von →Isidor Mautner, Eugenie Mautner, Adelheid Mautner und Joseph Mautner (gest. Wien, 3. 9. 1880); verheiratet mit Julia Mautner, geb. Rosenfeld (geb. Nachod, 27. 12. 1823; gest. Wien, 12. 1. 1907), Tochter des Rabbiners Ascher Sulzbach-Rosenfeld und seiner Frau Ester; neun Kinder, von denen aber nur drei die Eltern überlebten. – M. eröffnete 1848 in Nachod einen Textilverlag, der Hausweber in den umliegenden Dörfern mit Garn belieferte und die fertigen Produkte an Betriebe der Gegend verkaufte. 1857 wurde die Firma um eine Appretur und ein Warenlager erweitert, 1863 kamen eine Färberei und eine Bleiche hinzu. Das Unternehmen wurde 1864 beim Handelsgericht Königgrätz als Isaac Mautner, Leinen- und Baumwollwaarenerzeuger in Nachod registriert. 1867 eröffnete M. in Wien einen Warenkommissionshandel, der 1868 ins Wiener Handelsregister eingetragen wurde. Nach dem Wiener Börsenkrach 1873 geriet das Geschäft in ernste Schwierigkeiten, es gelang jedoch M.s Sohn Isidor Mautner, das Unternehmen zu retten. 1874 nahm M. ihn als in Wien residierenden Gesellschafter in die nunmehrige Firma Isaac Mautner & Sohn auf. 1876 erweiterte M. den Betrieb in Nachod um eine Packanlage für den Versand der Stoffe sowie eine dampfbetriebene Indigofärberei. Im selben Jahr übernahm die Familie zudem in Schumburg an der Desse eine mechanische Weberei, die bis 1891 auf 1.102 Webstühle erweitert wurde. Ab 1878 belieferte das Unternehmen über Isidor M.s neu gegründete Wiener Konfektionsanstalt die Landwehr mit Baumwoll- und Leinenartikeln. 1880 wurde im Nachoder Vorort Plhow eine weitere mechanische Baumwollweberei errichtet. 1893 erwarb M. in Trattenbach im südlichen Niederösterreich eine Holzschleiferei und baute sie 1896 zur dritten mechanischen Weberei des Unternehmens um. Die Zahl der mechanischen Webstühle des Unternehmens belief sich 1898 auf 2.232, an denen insgesamt 1.800 Mitarbeiter beschäftigt waren. Nach einem Bombenanschlag auf sein Haus 1894 verlegte M. seinen Wohnsitz nach Wien, kehrte jedoch kurz vor seinem Tod nach Nachod zurück, wo er in der jüdischen Gemeinde langjähriger Vorsitzender war. M. zeigte großes Engagement für die sozialen Belange seiner Arbeitnehmer: Er ließ an allen Standorten Arbeiterwohnungen und in Schumburg zudem einen Kindergarten errichten. 1894 richtete er zusätzlich zur bereits bestehenden Betriebskrankenkasse eine Pensions-, Witwen- und Waisenkasse für seine Belegschaft ein. M. war Ritter des Franz Joseph-Ordens (1898).

L.: Prager Tagblatt, NFP, 23. 7. 1901; Großind. Österr. I; Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, ed. H. Gold, 1934, S. 412f.; G. Stütz, Geschichte der Textilindustrie in Bezirk und Landkreis Gablonz a. d. Neiße, 1977, S. 77f.; W. Hafer, Die anderen Mautners, 2014, s. Reg.
(W. Hafer)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 27, 1974), S. 164
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