Meiller, Andreas von (1812-1871), Archivar und Historiker

Meiller Andreas von, Archivar und Historiker. * Wien, 22. 12. 1812; † Wien, 30. 6. 1871. Stud. Jus an der Univ. Wien, 1837 Dr.jur. Seine Vorliebe für hist. Stud., die ihn neben Malerei und Musik (Fertigkeiten, denen er zeitlebens treu blieb) während seiner Studienzeit sehr beschäftigt hatten, führte ihn 1841 ins Staatsarchiv. 1846 wurde er dritter, 1848 zweiter Offizial, 1857 zweiter und 1860 erster Archivar und k. k. Rat. Die von ihm angestrebte und seinen Leistungen entsprechende Stelle eines Vizedir., die nach dem 1858 erfolgten Tode Chmels (s. d.) frei geworden war, erhielt er nicht; 1868 Titel und Charakter eines Reg.Rats. M.s archivar. Interesse galt vor allem den Urkundenbeständen; zahlreiche von ihm angelegte Repertorien und Zettelkataloge zeugen von seinen Ordnungsarbeiten. Er nahm die Ausscheidung der wichtigeren auf die Geschichte des Hauses Habsburg bezüglichen Urkunden und Aktenstücke vor und faßte sie zum habsburg.-lothring. Familienarchiv zusammen. Ab 1851 unterstanden ihm die Reichshofratsregistratur und die Aufstellung und Ordnung des eingezogenen Mainzer-Erzkanzlerarchivs. Neben den umfangreichen Ordnungsarbeiten widmete sich M. mit nicht geringerer Hingabe der archivar. Ausbildung des Nachwuchses und dem Ausbau des Archivwesens: ab 1851 gehörte er der Prüfungskomm. an und arbeitete 1869 einen Organisationsplan für die österr. Archive aus. Seine wiss. Tätigkeit blieb eng mit dem Archiv verbunden und seine aus dem Programm Chmels hervorgegangenen meist editionellen Arbeiten erwuchsen aus den Urkundenschätzen. Hingewiesen sei auf seine grundlegenden Arbeiten in der Weistümerkomm. der Akad. der Wiss. Die Hist.Komm. der Akad. übertrug ihm die Hrsg. des Codex diplomaticus Austriae inferioris. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1865 Dr. h. c. der Univ. Wien, 1851 w. Mitgl.der Akad. der Wiss. in Wien, Goldene Medaille für Wiss. und Kunst.

W.: Regesten zur Geschichte der Markgf. und Herzoge Österr. aus dem Hause Babenberg, 1850; Reihenfolge von Äbten und Äbtissinnen österr. und bayr. Klöster, von den ältesten Zeiten bis 1250, 1852; Regesta archiepiscoporum Salisburgensium inde ab anno 1106 usque ad annum 1246, 1866; zahlreiche Abhh. in Sbb. Wien, Denkschriften Wien; etc.
L.: Wr. Ztg. vom 9. 7. 1871; N. Fr. Pr. vom 22. 11. 1912; Bll. des Ver. für Landeskde. von NÖ, NF, Jg. 6, 1872, S. 95 ff. (mit Werksverzeichnis); Almanach Wien, 1872; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Hietzing. Ein Heimatbuch des 13. Wr. Gemeindebez., Bd. 1, 1925, S. 373; Bittner, Bd. 4/1, S. 88 ff.
(R. Blaas)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 28, 1974), S. 194f.
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