Meissner Johannes Friedrich, Schriftsteller und Journalist. * Rathsdamnitz (Dębnica Kaszubska, Pommern), 25. 2. 1847; † Wien, 4. 3. 1918. Sohn eines Papierfabrikanten; besuchte die Gewerbeschule in Danzig und die Gewerbeakad. in Berlin, stud. dann Phil. und Jus an den Univ. Berlin und Halle und wurde durch Elze zum Shakespearestud. angeregt. 1871 Dr. phil. Auf Anregung A. Meissners (s. d.) wurde M. 1873 als literar. Red. und Weltausst.-Berichterstatter zur „Deutschen Zeitung“ nach Wien berufen, an der er dann zwölf Jahre als Burgtheaterkritiker und Feuilletonred. tätig war. Seine Berr. über die abenteuerlichen Fahrten in das bosn. Insurgentenlager (1875) und nach Konstantinopel (zum Thronwechsel dreier Sultane und zur Orientkonferenz der Großmächte, 1876/77) erregten Aufsehen und wurden auch in andere Sprachen übers. Ab 1878 lebte er in Wien-Sievering, wurde in den Gemeindeausschuß gewählt und gründete einen Kindergarten. 1885 wurde M. Vertreter der „Kölnischen Zeitung“ in Wien und hatte nicht nur über Politik und Kunst zu berichten, sondern auch polit. Aufgaben zu erfüllen, wodurch er zu zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten Kontakt hatte. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand (1905) nahm er seine Shakespearestud. wieder auf. In ihnen versuchte M. erstmalig, die psycholog. Einheit in jedem Drama Shakespeares nachzuweisen.