Melchiori, Josef Gf. (1826-1903), Jurist und Politiker

Melchiori Josef Graf, Jurist und Politiker. * Lavis (Trentino), 8. 6. 1826; † Margreid (Südtirol), 29. 10. 1903. Begann nach Erlangung des Dr. jur. an der Univ. Innsbruck (1852) die Praxis bei der Staatsanwaltschaft Bozen; war 1853–63 Richter in Siebenbürgen (zuletzt als Ratssekretär beim Oberlandesgericht Hermannstadt), ab 1864 Kreisgerichtsrat in Bozen. 1869–71 leitete er die Staatsanwaltschaft Innsbruck. Als anfangs 1871 das Min. Hohenwart zu amtieren begann, verlangte M. aus Gewissensgründen seine sofortige Enthebung als weisungsgebundener Staatsanwalt. Er wurde als OLGR am Kreisgericht Bozen ernannt und 1873 Präs. dieses Gerichtshofes. 1878–81 leitete M., der beide Landessprachen beherrschte, auch das Kreisgericht Trient, 1892 i. R. 1873–76 Reichsratsabg., 1881 Hofrat, Mitgl. des Staatsgerichtshofes. M., der als objektiver und auch in großen Schwurgerichtsprozessen bewährter Richter hohes Ansehen genoß, war drei Jahrzehnte lang eine markante Persönlichkeit in der Politik Tirols. 1867 altliberaler Abg. zum Tiroler Landtag, 1870–95 Mitgl. des Landesausschusses, lange Zeit Obmann des liberalen Landtagsklubs, galt M. als intellektueller Führer dieser Partei. Wegen parteiinterner Meinungsverschiedenheiten legte er 1896 sein Landtagsmandat zurück, blieb aber bis zu seinem Tode Gemeindevorsteher des Dorfes Margreid.

L.: Tiroler Tagbl. vom 10. 3. 1892; Neue Tiroler Stimmen und Bote für Tirol und Vorarlberg vom 30. 10., Bozner Nachr. vom 31. 10. 1903; Jurist. Bll., Jg. 32, 1903, S. 534; A. Mages, Die Justizverwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1887; Mitt. J. Hoffmann, Innsbruck.
(M. Laich)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 28, 1974), S. 208
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