Merz Alfred, Ozeanograph. * Perchtoldsdorf (NÖ), 24. 1. 1880; † Buenos Aires, 16. 8. 1925. Stud. an der Theresian. Ritterakad., 1901–06 an der Univ. Wien Geographie und Meteorol., bes. bei Penck, J. v. Hann (s. d.), Pernter und Oberhummer. 1906 Dr. phil. sub auspiciis imperatoris und Ass. am Geograph. Inst. der Univ. Leipzig. 1907 Bibliothekar an der k. k. Familienfideikommißbibl. in Wien, 1910 Abt.Vorstand am Inst. für Meereskde. in Berlin, Habil. an der Univ. Berlin für Geographie, 1914 ao. Prof., 1920 o. Prof. und Dir. des Inst. für Meereskde. in Berlin. Die wiss. Tätigkeit von M. war von Anfang an auf hydrograph. und ozeanograph. Probleme ausgerichtet. Seine Diss., die Beitrr. zur Klimatol. und zur Hydrographie Mittelamerikas bringt, stellte die erste Untersuchung des Wasserhaushaltes eines trop. Flusses dar. Seine weiteren wiss. Arbeiten basieren auf dem Grundsatz, daß Beobachtungen die Grundlage aller Forschung bleiben müssen. Schon in seinen ersten Untersuchungen bearb. er Beobachtungen über die täglichen Schwankungen von Temperatur und Salzgehalt in der Adria und über Temperaturverhältnisse in hochgelegenen Alpenseen, trat auch später für die Intensivierung der ozeanograph. Beobachtungen bes. ein und konstruierte dafür geeignete Instrumente. M. entwarf nach neuen Gesichtspunkten Gezeitenkarten der europ. Gewässer. Während des Ersten Weltkrieges führte er Messungen der Strömungen des Bosporus und der Dardanellen durch und legte in der Bearb. dieser Messungen den charakterist. Unterschied zwischen den Oberflächenströmungen und Tiefenströmen dieser Wasserstraßen klar. Seine mehr theoret. Untersuchungen über die Vertikalzirkulation der ozean. Wassermassen und ihre Ursachen, über die oberflächennahen Meeresströmungen und über die Wasserbewegung zwischen dem nördlichen und dem südlichen Atlantik in den Tiefen des Ozeans brachten völlig neue Anschauungen. Zu M.’ wiss. Großtaten ist insbesondere die gründliche Planung und Vorbereitung einer auf zwei Jahre vorgesehenen Forschungsreise mit dem Expeditionsschiff „Meteor“ in den südlichen Atlantik zu zählen. M. erlebte den Erfolg dieses großen Projektes nicht, da er schon zu Anfang des Unternehmens erkrankte und im dt. Krankenhaus in Buenos Aires starb. Neben seinen Forschungsarbeiten hat sich M. auch um die Gründung der Volkshochschule in Berlin bes. verdient gemacht.