Merz, Ivan (Hans) (1896–1928), Romanist und Lehrer

Merz Ivan (Hans), Romanist und Lehrer. Geb. Banja Luka (BIH), 16. 12. 1896; gest. Zagreb, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (HR), 10. 5. 1928; röm.-kath. Sohn des aus Pilsen stammenden Offiziers und Bahnbeamten Moriz (Mavro) Merz und seiner aus Nagy Kanisza gebürtigen Frau Theresa Merz. – M. genoss eine bürgerlich-liberale Erziehung. Er besuchte ab 1906 das Gymnasium, wo er besonders durch den später als Literaturkritiker bekannt gewordenen Ljubomir Maraković geprägt wurde. Nach der Matura 1914 trat M. auf Wunsch der Eltern in die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt ein, die er jedoch nach nur drei Monaten wieder verließ. Anfang 1915 übersiedelte er nach Wien, um dort Jus zu studieren. Während der Vorbereitungszeit auf seine Lateinprüfung schrieb er sich als ao. Hörer an der philosophischen Fakultät ein und besuchte Vorlesungen u. a. aus Psychologie, Pädagogik, Slawistik, Romanistik und Germanistik sowie Kunstgeschichte. Nach Absolvierung des Latinums in Sarajewo im Herbst des Jahres nahm er sein Jusstudium wieder auf, wurde jedoch bald zum Kriegsdienst eingezogen. Um diese Zeit legte er auch ein lebenslanges Keuschheitsgelübde ab. M. absolvierte eine militärische Grundausbildung in Graz bzw. Windisch-Feistritz und anschließend einen Offizierskurs in Mürzzuschlag. Nach kurzen Aufenthalten in Wien und im steirischen Seekirchen wurde M. Anfang 1917 schließlich an die Südfront abkommandiert, wo er bis Kriegsende Dienst leistete. Die Erfahrungen des Kriegs prägten ihn stark und festigten ihn in seinem Glauben. Im September 1919 übersiedelte er mit den Eltern von Banja Luka nach Zagreb, kehrte danach nach Wien zurück und studierte 1919/20 an der philosophischen Fakultät. In dieser Zeit war er in der kroatischen katholischen akademischen Vereinigung Hrvatska aktiv. Auf Vermittlung des Jesuiten Miroslav Vanino erhielt er ein Paris-Stipendium und studierte ab Oktober 1920 an der Sorbonne und am Institut Catholique Literatur. Dieser Aufenthalt stellte für M. eine große kulturelle und spirituelle Bereicherung dar, nicht zuletzt, weil er viele katholische Intellektuelle persönlich kennenlernte. In Paris bildete sich auch seine tiefe Verbundenheit mit dem Marienwallfahrtsort Lourdes heraus. Nach der Rückkehr nach Kroatien im Sommer 1922 unterrichtete M. Französisch und Deutsch am Erzbischöflichen Gymnasium in Zagreb. Im folgenden Jahr erwarb er ein Doktorat an der philosophischen Fakultät der Universität Zagreb mit einer Dissertation über den Einfluss der Liturgie auf die französischen Literaten („Lʼinfluence de la liturgie sur les ecrivains français“, kroatisch 2013 als „Utjecaj Liturgije na francuske pisce od Chateaubrianda do naših dana 1700.-1923.“). In den folgenden Jahren entfaltete M. eine reiche apostolische Tätigkeit in Zagreb und darüber hinaus, insbesondere im Hinblick auf die katholische Jugend. 1922 wurde er zum Vorsitzenden des Jugendverbands Hrvatski katolički omladinski savez ernannt, der im Folgejahr mit der sogenannten Adlerbewegung zur Jugendvereinigung Hrvatski Orlovski Savez fusionierte. Unter den Leitbegriffen „Opfer – Eucharistie – Apostolat“ sollte diese der Bildung in Glaubens-, intellektuellen und moralischen Fragen dienen, wobei der körperlichen Ertüchtigung ebenfalls eine wichtige Rolle zukam. Dank M.ʼ Bemühungen hatte die Organisation einerseits ein klares religiös-kulturelles Profil, andererseits fügte sie sich in die Vorstellung der Katholischen Aktion ein, wie sie von Papst Pius XI. entworfen worden war. M., dessen Spiritualität v. a. eucharistisch und marianisch geprägt war und für den die Treue zu Papst und Kirche von essenzieller Bedeutung war, galt als charismatische Leitfigur der katholischen Jugendbewegung in Kroatien, was ihm posthum den Ruf eines „Apostels der kroatischen Jugend“ eintrug. Nachdem er jung an den Folgen einer misslungenen Operation verstorben war, verbreitete sich seine „fama sanctitatis“ und 1958 wurde ein Seligsprechungsprozess in Gang gesetzt, dessen Abschluss die Beatifikation von M. im Juni 2003 in Banja Luka durch Papst Johannes Paul II. bildete.

Weitere W.: Sabrana djela, ed. B. Nagy, 6 Bde., 2011−15.
L.: D. Kniewald, Sluga Božji Dr. I. M., 2. Aufl. 1988; F. Veraja, I. M. Pionere dellʼAzione Cattolica in Croazia (1896–1928), 1998.
(M. Trogrlić)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)