Millenkovich, Stefan von; Ps. Stefan Milow (1836-1915), Schriftsteller

Millenkovich Stefan von, Ps. Stefan Milow, Schriftsteller. * Orschowa (Orşova, Banat), 9. 3. 1836; † Mödling (NÖ), 12. 3. 1915. Vater des Vorigen, Sohn eines serb. Off. und einer dt. Mutter; trat 1849 in die Kadettenkomp. in Olmütz ein und wurde 1854 als Off. in das Militärgeograph. Inst. in Wien übernommen. M., dessen erste Gedichtsmlg. 1865 erschien, trat 1869 wegen eines Nervenleidens, das sich als Folge einer schweren Erkältung eingestellt hatte, als Hptm. i. R. 1870–80 lebte er auf seinem kleinen Gut in Ehrenhausen (Stmk), wo ihn u. a. Kürnberger (s. d.) und Saar, mit dem ihn Freundschaft und reger Gedankenaustausch verbanden, besuchten. 1873 reiste er mit Saar nach Italien. Da sich M.s Leiden verschlimmerte und zeitweise sogar Lähmungen auftraten, übersiedelte er in das klimat. günstiger gelegene Görz, bis er 1898 nach Mödling in die Nähe seines Sohnes Max zog. 1902 wurde er mit dem Bauernfeldpreis ausgezeichnet und ab 1909 erhielt er eine Ehrenpension von der dt. Schillerges. in Weimar. M. ist eine interessante Erscheinung einer stilgeschichtlichen Übergangszeit. Vom Primat des Dramas überzeugt, kämpfte er zeitlebens um Bühnengeltung, wenngleich seine Stärke in Lyrik und Epik lag. Obwohl er von Schopenhauer beeinflußt war, gelang es ihm, sich zu heiterer Entsagung durchzuringen, sich eine schöne und geläuterte Wirklichkeit aufzubauen, die in formvollendeter Lyrik ihren Ausdruck fand. In den Romanen behandelt M. soziale Fragen, zum Besten gehören jedoch seine psycholog. überzeugend durchgeformten Novellen. Seine Bühnenwerke wurden nie aufgeführt, und trotz vieler billiger Volksausgaben und dem Abdruck seiner Werke in der Wr. Ztg., Wr. Literaturztg., Salon, Reichswehr, Österr. Volksztg., Donauland und Kammerkunst blieb M. der bleibende Erfolg versagt.

W.: Gedichte, 1865, 2. Aufl. 1867; Verlorenes Glück (Novelle), 1866, Neubearb. 1910; Auf der Scholle, 1867, Neuaufl.: Dt. Elegien, 1885; Ein Lied von der Menschheit, 1869, 2. Aufl. 1896; Neue Gedichte, 1870; Zwei Novellen, 1872; In der Sonnenwende (Gedichte), 1877; Arnold Frank, ein Lebensbild, 1885; Aus dem Süden (Gedichte), 1889; Lebensmächte (Roman), 1897; Gedichte (Auswahl), 1908; Abendrot. Neue Gedichte, 1912; Erste und letzte Liebe (Novelle), 1913. Dramen: Kg. Erich, 1879, 2. Aufl. 1888; Drei Dramen, 1888; Martin Brandt, in: Österr. Rundschau, 1903; Jenseits der Liebe, 1907.
L.: St. M., Lebenserinnerungen, in: Donauland, Jg. 4, 1920, S. 240 ff.; Allg. Ztg. vom 6. 9. 1883; Österr. Volks-Ztg. vom 6. und 8. 3. 1911, 14. 1. 1912; Wr. Ztg. vom 12. 8. 1912 und 12. 3. 1915; N. Fr. Pr. vom 3. 3. 1906, 12. 3. 1915 und 17. 3. 1916; Gegenwart, Bd. 11, 1877, n. 12; Das literar. Dt.-Österr., 1901, H. 6; Österr. Rundschau, Bd. 19, 1909, S. 72 f., 321 f.; Heimgarten 35, 1911, S. 442 ff., 37, 1913, S. 929 ff., 39, 1915, S. 609 ff.; Jb. der Grillparzer-Ges., Jg. 20, 1911, S. 149 ff.; Dt. Arbeit, Jg. 14, 1914/15, S. 544 f.; Donauland, Jg. 3, 1919/20, Bd. 1, S. 282 ff.; M. Morold, St. M., 1897; M. Necker, St. M., 1906; K. J. Hentschel, St. M., 1907; J. K. Ratislav, St. M., ein dt. Dichter, 1912; J. Stein, St. M., 1916; F. Wettel, St. M. ein dt.-Banater Dichter, 1912; M. Siegel, St. M. Der Dichter und sein Werk, phil. Diss. Wien, 1933; E. Kodera, St. M., eine Monographie, phil. Diss. Wien, 1951; St. Bruckschwaiger, St. M. als Erzähler, phil. Diss. Wien, 1938; E. Pawlik, St. M.s Lyrik, phil. Diss. Wien, 1951; A. Bartels, Geschichte der dt. Literatur, 1920, s. Reg.; Brümmer; E. Engel, Geschichte der dt. Literatur, 1922, s. Reg.; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; R. Gottschall, Dt. Nationalliteratur des 19. Jh., Bd. 3, 1891, s. Reg.; Kindermann–Dietrich; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Maderno, S. 227, 272; J. Nadler, Literaturgeschichte der dt. Stämme und Landschaften, 4. Aufl., Bd. 4, 1941, S. 142; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 3–4, s. Reg.; A. Salzer, Illustrierte Geschichte der dt. Literatur, Bd. 3, 1927, S. 1445; A. Schmidt, Dichtung und Dichter Österr., Bd. 1, 1964, S. 164, 168, 205; Kosel; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Wer ist’s? 1906–14.
(B. Stachel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 301f.
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