Miller zu Aichholz, Josef Maria von (1797-1871), Großindustrieller

Miller zu Aichholz Josef Maria von, Großindustrieller. * Cles (Trentino), 23. 1. 1797; † Wien, 3. 2. 1871. Stammte aus einer ursprünglich Schweizer, dann Südtiroler Familie, Sohn eines Kaufmannes, Vater des Vorigen und der beiden Folgenden; wurde als Zwölfjähriger 1809 von A. Hofer persönlich mit einer Silbernen Tapferkeitsmedaille für schwierige Botengänge ausgezeichnet. 1811 kam er nach Wien und wurde zunächst als Volontär in einem kleinen Drogengeschäft untergebracht, 1812 trat er in die Drogerie M. Grittner & Co. ein und wurde noch nicht 20jährig Kompagnon dieser Fa. 1819 löste er sich vom Grittnerschen Geschäft und assoziierte sich mit dem Drogisten F. A. Öhler (1822 Fa. Öhler & M.), 1825 errichtete er eine Filiale in Triest, 1826 trennte er sich von Öhler und kaufte die Grittnersche Drogerie. 1827 gründete er gem. mit J. Amic die Fa. J. M. M. & Co. (Handelsges. für Drogeriewaren) und 1836 mit F. Sandrini und H. d’Heur eine Handelsfa. in Triest (ab 1846 unter der Fa. M. & Co.). 1839 erwarb er eine der ersten inländ. Rohrzucker-Raffinerien in Wien (am Schottenfeld n. 64) und gründete 1851 mit seinem Freund C. Hochstetter (s. d.) die Erste Österr. Sodafabrik in Hruschau (österr. Schlesien), die er 1852 durch eine Tonwarenfabrik erweiterte und deren alleiniger Chef sein Sohn Franz v. M. z. A. (* Wien, 4. 9. 1831; † Wien, 17. 3. 1897) später wurde. Er beteiligte sich an der österr. Textilindustrie in Schafwolle (Neugedein in Böhmen) und Baumwolle (Trumau-Mariental in NÖ) sowie an der Papierfabrikation (Kleinneusiedl in NÖ). M. war Zensor, ab 1852 Dir. der privilegirten Österr. Nationalbank, Mitgl. des Komitees zur Beratung des Börsengesetzes, Sektionsmitgl. des niederösterr. Gewerbever. und Beisitzer des Handelsgerichtes sowie Handelskammerrat. 1848 Hptm. der Nationalgarde, wurde er im April in den Frankfurter Reichstag und im Mai in den Wr. Gemeindeausschuß gewählt. Im Juni 1848 reiste er als Deputierter des Wr. Gemeinderates nach Innsbruck, um K. Ferdinand (s. d.) zur Rückkehr zu bewegen, und im März 1849 in einer Deputation des Wr. Gemeinderates nach Mailand, um FM Radetzky die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Wien zu überreichen. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1865 nob.

L.: Wr. Ztg. vom 8. 2. 1871; A. v. Miller z. Aichholz, Esse quam videri. Lebensbild des Stammherrn der Wr. Familie M., J. M. Ritter v. M. z. A., 1907; F. X. Wöber, Die M. v. u. z. A., Bd. 3, 1907; R. Granichstaedten-Czerva–J. Mentschl–G. Otruba, Altösterr. Unternehmer, in: Österr.-Reihe 365/67, 1969, S. 79 f.; Genealog. Taschenbuch der Adeligen Häuser Österr., Jg. 5, 1912/13, S. 418 ff.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Exner, Gewerbe und Erfindungen, Bd. 1, S. 120; R. Granichstaedten-Czerva, A. Hofers alte Garde, 1932, S. 332 f.
(B. Holl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 304
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