Miniussi, Lorenzo (1772-1839), Jurist und Schriftsteller

Miniussi Lorenzo, Jurist und Schriftsteller. * Triest, 1772; † Triest, 2. 7. 1839. Stud. an der Univ. Wien Jus, 1802 Dr. jur. War zunächst Anwalt, dann Notar, wurde 1818 Reg.Rat und 1831 Vorsitzender des Triester Magistrats. In Wien hatte er gem. mit seinem Landsmann D. de Rossetti einen literar. Kreis, die 43 Mitgl. zählende „Gesellschaft der Freunde“, gegründet, welche 1791–96 bestand. Während seines Wr. Aufenthaltes beschäftigte er sich viel mit dt. Literatur. Er blieb von den Werken der Sturm und Drang-Periode unbeeinflußt, wurde aber wesentlich von Lichtenbergs Ideen angezogen. Seine (zur Gänze unveröff.) Gedichte über aktuelle Themen sind die eines für einen begrenzten Freundeskreis und für Gelehrte schreibenden Dilettanten. Sie sind größtenteils in venezian. Mundart abgefaßt, da M. in diesem Idiom den adäquaten Ausdruck für seinen unbekümmerten, zu Parodien neigenden Charakter fand. Parodist. Züge tragen auch M.s dt.sprachige Gedichte, die ebenfalls jedes künstler. Anspruchs entbehren. Gerade diese bewußt spött. Anlage, die Tradition und Aberglauben bloßstellen will, zeigt M. als Geistesverwandten Voltaires.

L.: L’Osservatore Triestino vom 20. 7. 1939; G. Caprin, Tempi andati, 1891, S. 50 f.; A. Gentile, Il primo secolo della Società di Minerva 1810–1909, 1910, S. 26, 171; G. Caprin, I nostri nonni, 1926, S. 69, 171 f.; C. de Franceschi, L’Arcadia Romano Sonziaca e la Biblioteca Civica di Trieste, 1930, S. 78, 83.
(S. de Lugnani)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 311
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