Mössl, Roman (1860-1913), Buchbinder und Gewerbepolitiker

Mössl Roman, Buchbinder und Gewerbepolitiker. * Innsbruck, 4. 3. 1860; † Innsbruck, 1. 4. 1913. Sohn eines Buchbindermeisters; verbrachte seine Lehr- und Wanderjahre hauptsächlich in preuß. Schlesien. Nach Innsbruck zurückgekehrt, betätigte er sich nicht nur in seinem Beruf, sondern auch als äußerst rühriger Wortführer der Kleingewerbetreibenden und als unermüdlicher Organisator des gewerblichen Genossenschaftswesens. M. setzte sich u. a. für eine Verbesserung der gewerblichen Vorbildung durch Gewerbeschulen, für ein kräftiges Eingreifen der öffentlichen Hand zugunsten des durch die Industrialisierung hart bedrängten Handwerks und für die Schaffung eigener Gewerbe- oder Handwerkerkammern ein. Als Mitgl. der Innsbrucker Handels- und Gewerbekammer trat er sehr entschieden für eine Wahlreform ein, die dem stark benachteiligten Kleingewerbe und Kleinhandel innerhalb dieser Körperschaft einen entsprechenden Einfluß sichern sollte. Die rege Tätigkeit, die M. im Rahmen des Innsbrucker kath. Vereinswesens entfaltete, erstreckte sich u. a. auch auf den Ver. für kirchliche Kunst. Darüber hinaus begeisterte er sich überhaupt für die lokalen künstler. Bestrebungen, und viele seiner eigenen beruflichen Leistungen waren durch ein das rein Handwerksmäßige überhöhendes künstler. Element gekennzeichnet. Im polit. Streit zwischen der kath.-konservativen Partei und den Christlichsozialen nahm M. bei konservativer Grundeinstellung eine vermittelnde und kompromißbereite Haltung ein. 1907 und 1911 ließ er sich von den Konservativen zur Annahme einer Reichsratskandidatur bewegen, hatte aber keinen Erfolg. M. war Obmann des Gewerbe-Genossenschaftsverbandes Dt. Tirols, Vorstand der Genossenschaft der Handelsgewerbe, Mitgl. des Gewerbebeirates des Handelsmin. und Mitgl. der Zentralkomm. für gewerbliches Unterrichtswesen.

L.: Neue Tiroler Stimmen vom 2. 4., RP vom 3. 4. 1913.
(G. Zwanowetz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 341f.
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