Morawitz, Karl von (1846-1914), Finanzfachmann

Morawitz Karl von, Finanzfachmann. * Triesch (Třešť, Mähren), 9. 3. 1846; † Wien, 13. 1. 1914. Bruder des Folgenden; absolv. die Handelsakad. in Prag und arbeitete dann bei verschiedenen Banken; 1868 Korrespondent bei der Banque de Paris et de Pays Bas, 1870 Übertritt zur Banque Imperiale Ottomane in Paris, Sekretär bei M. Hirsch (s. d.), 1870 vorübergehende, 1885 endgültige Übersiedlung nach Wien, 1893 Gen.Rat der Anglo-Österr.-Bank, 1906 Präs., 1913 nob. M., der im internationalen Bankgeschäft eine hervorragende Position erreichte, hatte seine Hauptsitze in Paris, Brüssel, London und Wien, mit engen Beziehungen zu allen großen engl. und französ. Banken sowie zu den türk. Machthabern. Als Sekretär Hirschs organisierte er die Banque Ottomane neu und war maßgeblich an Bau und Finanzierung der türk. Eisenbahnen beteiligt. Er wurde auch Finanzdir. und Verwaltungsrat der Ges. der ottoman. Eisenbahnen und der Banque Parisienne. M., einer der besten Kenner des türk. Finanzwesens von internationalem Ruf, war bei der Wr. Anglobank Leiter der Aktion des Wr. Syndikats zur Vertretung der österr.-ung. Interessen auf dem Gebiet der türk. Finanzen und brachte die Differenzen zwischen den unter österr.-ung. Schutze stehenden oriental. Eisenbahnen und der bulgar. Regierung wegen des eventuellen Baues von Konkurrenzlinien zu einem günstigen Ausgleich. Sein Werk „Les finances de la Turquie“, 1902, gilt als beste Darstellung der türk. Finanzgeschichte und -verwaltung.

W.: Aus Arbeitstagen und Mußestunden, 1907, NF, 1911; Über Österr. Bankwesen, in: Volkswirtschaftliche Ws., n. 1203–04, 1907; Die Industrie in Österr., ebenda, n. 1266–68, 1908; Streiflichter auf Englands Volk und Wirtschaft, ebenda, n. 1423–25, 1911; Aus der Werkstatt eines Bankmannes, 1913; 50 Jahre Geschichte einer Wr. Bank (Anglo-Österr. Bank), 1913.
L.: N. Fr. Pr. und Wr. Ztg. vom 13. 1. 1914; Monatsbll. des wiss. Clubs in Wien, Jg. 35, 1914, S. 19.
(W. Winkelbauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 29, 1975), S. 368
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