Müller, Leopold (1848-1912), Sänger und Theaterdirektor

Müller Leopold, Sänger und Theaterdirektor. * Neu-Leiningen (Pfalz), 5. 9. 1848; † Wien, 25. 5. 1912. Sohn eines Müllers, Vater des Journalisten Erwin M. (s. d.); begann in Würzburg Mathematik zu stud., wandte sich dann aber nach gründlicher Ausbildung bei dem Sänger M. Kissner und dem Kapellmeister Muck dem Theater zu. 1868 debut. er als Carlos am Würzburger Stadttheater, von wo er 1871 an das Hoftheater in Weimar verpflichtet wurde. Seit seinem ersten Auftreten an dieser Bühne (als Liebenau) wurde er von F. Liszt (s. d.) sehr geschätzt und oft zur Mitwirkung bei großen Konzerten empfohlen. Nach Engagements an der Kom. Oper in Wien und am Salzburger Landestheater (1877/78 nahm er an den Opernaufführungen am Woltersdorf-Theater in Berlin teil), wo er 1878–86 sehr verdienstvoll die Dion. führte, u. a. hielt er 1882 mit seinem Ensemble in Innsbruck eine Opernstagione ab, in deren Rahmen die ersten Wagner-Aufführungen in Innsbruck stattfanden. 1886–88 leitete er in Wien eine Theateragentur. 1888 wurde er von K. v. Bukovics (s. d.) für die Vorbereitungsarbeiten zur Eröffnung des Dt. Volkstheaters (1889) gewonnen, dem er dann bis 1896 als Dion. Sekretär angehörte. 1897 wurde er Chef der administrativen Verwaltung des Carl-Theaters, dessen Leitung er gem. mit A. Aman 1900 übernahm. Nach kurzer Dion. Tätigkeit am Berliner Nationaltheater (gem. mit H. Becher) und Übernahme des Ischler Kurtheaters gründete M. das Johann Strauß-Theater in Wien, das er im November 1890 mit J. Strauß’ Operette „1001 Nacht“ eröffnete. Nach seinem Tode führte sein Sohn Erich M. (* 1879) das Theater bis 1931 weiter.

Hauptrollen: Carlos (G. Verdi, Ernani); Liebenau (A. Lortzing, Der Waffenschmied); Heiling (H. Marschner, Hans Heiling); Telramund (R. Wagner, Lohengrin); Wolfram (ders., Tannhäuser); Holländer (ders., Der fliegende Holländer); etc.
L.: N. Wr. Tagbl. vom 25. 5., Wr. Ztg. und N. Fr. Pr. vom 29. 5. 1912; Neuer Theater-Almanach, 1913, S. 170; Eisenberg; Kosch, Theaterlex.; Wer ist’s? 1906–11; Biograph. Jb., 1917.
(E. Marktl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 422f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>