Müller, Wenzel (1759-1835), KomponistMüller Wenzel, Komponist. * Türnau (Trnávka, Mähren), 26. 9. 1759; † Baden (NÖ), 3. 8. 1835. Vater der Vorigen, Sohn eines Gutspächters; erhielt ersten Musikunterricht von seinen Schullehrern, dann im Stift Raigern vom Regenschori M. Haberbauer. Durch den dortigen Prälaten kam M. in die von C. Ditter v. Dittersdorf geleitete bischöfliche Kapelle nach Johannesberg. 1782 wurde er Geiger am Brünner Theater und brachte hier sein erstes Bühnenwerk, „Das verfehlte Rendezvous“, zur Aufführung; 1783 wurde er 2., 1785 1. Kapellmeister. Im selben Jahr kam er nach Wien als Kapellmeister des Leopoldstädter Theaters, wo er zum ungemein erfolgreichen Singspielkomponisten aufstieg. 1807–13 war M. Kapellmeister in Prag und kehrte dann nach Wien an das Leopoldstädter Theater zurück. M.s Wirken bezeichnet einen Höhepunkt der Singspielkomposition in Wien, einige seiner Kompositionen („Kommt ein Vogerl geflogen“) sind bis heute lebendig geblieben. Auch sein Sohn Wilhelm M. (1800–82) war als Komponist tätig.
W.: Kirchenmusik; Chorwerke; Orchesterwerke; Kammermusik; Musik zu ca. 250 Singspielen, Possen, kom. Opern etc.: L. E. Zehnmark, Das verfehlte Rendezvous, 1783; K. F. Hensler, Das Sonnenfest der Brahminen, 1790; J. Perinet, Kaspar, der Fagottist, 1791; ders., Das Neusonntagskind, 1793; ders., Die Schwestern v. Prag, 1794; A. Bäuerle, Aline oder Wien in einem anderen Weltteil, 1822; F. Raimund, Der Barometermacher auf der Zauberinsel, 1823; ders., Die gefesselte Phantasie, 1827; ders., Der Alpenkg. und der Menschenfeind, 1828; K. A. Czarniawski, Ich bin der Schneider Kakadu, 1835; etc.
L.: W. M., Tagebuch, Manuskript, Bibl. der Stadt Wien; N. Fr. Pr. vom 22. 9. 1909; Wr. Montag vom 23. 9. 1957; Volksbl. vom 24. 9. 1967; Der Ackermann aus Böhmen, Jg. 2, 1934; Mitt. zur Volks- und Heimatkde. des Schönhengster-Landes, 1936; Mozart-Jb., 1954, S. 81 ff.; Sudetenpost, 1967, F. 22; W. Krone, W. M., phil. Diss. Berlin, 1906; L. Raab, W. M., ein Tonkünstler Alt-Wiens, 1928; Černušák–Štědroň–Nováček; Abert; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Frank–Altmann; Grove; Kosch, Theaterlex.; Moser; Riemann; H. Riemann, Opern-Hdb., Suppl. 2, 1893 (mit Verzeichnis der Bühnenwerke); Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 2, s. Reg.; Rollett, Neue Beiträge, Tl. 11, 1898, S. 76; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Groner; Gräffer–Czikann; Ch. d’Elvert, Geschichte der Musik in Mähren, 1873, S. 144; H. Renner, Geschichte der Musik, 1965, s. Reg.; Mitt. B. Štědroň, Brünn.
(Th. Antonicek)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 6 (Lfg. 30, 1975), S. 428