Musulin von Gomirje, Alexander Frh. (1868-1947), Diplomat

Musulin von Gomirje Alexander Frh., Diplomat. * Agram, 27. 10. 1868; † Fridau (NÖ), 9. 1. 1947. Einer alten Grenzerfamilie entstammend, Sohn des FML Emil M. v. G. (1831–1904), wuchs M. in Agram auf. 1891 Dr.jur. der Univ. Wien, diente er 1891/92 als Konzeptspraktikant im Präsidium der kroat.-slawon.-dalmatin. Landesregierung. Nachdem er 1892 in Wien die Diplomatenprüfung abgelegt hatte, war er provisor. den diplomat. Vertretungen in Dresden (1893/94), Paris (1894) und Stuttgart (1895), dazwischen dem Min. des k. Hauses und des Äußeren in Wien zugeteilt. 1895 Gesandtschaftsattaché, wurde er auf Wunsch Aehrenthals (s. d.) im gleichen Jahr nach Bukarest und 1899 provisor. nach St. Petersburg versetzt, von wo aus er 1900/01 nach Athen und Belgrad delegiert wurde. 1903 kehrte er nach Wien zurück und wurde als Legationsrat zunächst dem Oriental. Referat des Außenmin. zugeteilt, 1910–16 hatte er das Referat für kirchenpolit. Agenden und die Angelegenheiten Ostasiens über. 1911 (1908 tit.) ao. Gesandter und bevollmächtigter Min. Anläßlich der Ereignisse des Sommers 1914 wurde M., dem öfter die Stilisierung heikler polit. Schriftstücke überlassen wurde, mit der Abfassung des Ultimatums an Serbien und des Memorandums an die Großmächte betraut, während des Krieges wurde ihm die Leitung des neugeschaffenen „Kriegsreferats“ übertragen. 1917 bis Kriegsende ao. Gesandter und bevollmächtigter Min. in Bern, wurde er von K. Karl (s. d.) persönlich beauftragt, dort im Sinne eines baldigen Friedens zu wirken. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1912 ung. Baron. M.s Erinnerungswerk, „Das Haus am Ballplatz“, zeichnet stellenweise ein interessantes Bild vom diplomat. Leben im Ausland sowie von einigen polit. bedeutsamen Persönlichkeiten (bes. Aehrenthals), darüber hinaus eröffnet es – wenn auch von einem begrenzten Sichtwinkel – Einblicke in die Probleme und in die Politik der letzten Jahrzehnte der Österr.-ung. Monarchie.

W.: Das Haus am Ballplatz, 1924.
L.: RP vom 25. 1. 1917; Die Presse vom 25. 1. 1947; Jb. des. k. u. k. Auswärtigen Dienstes, Jg. 21, 1917; H. Hantsch, Leopold Gf. Berchtold, 2 Bde., 1963, s. Reg.; F. Engel–Janosi, Geschichte auf dem Ballhausplatz, 1963, s. Reg.; Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 4f.
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