Nehr, Alexander (1855-1928), Kunstschlosser

Nehr Alexander, Kunstschlosser. * Baja, Kom. Bács-Kiskun (Ungarn), 30. 1. 1855; † Wien, 29. 2. 1928. Sohn eines Braumeisters; nach dem Tode des Vaters gab er das Realschulstud. auf und trat in eine Schlosserlehre in Fünfkirchen. Ab 1873 arbeitete er in Wien als Gehilfe in großen Schlossereien, die mit der Konstruktion der Rotunde, mit der Anfertigung der Tore des Burgtheaters und der Gittertore der französ. Botschaft befaßt waren. 1882 schuf N. nach dem Modell einer Rüstung K. Maximilians I. den „Rathausmann“. Dieser Standartenträger (Höhe 3,40 m, Gewicht 1800 kg), bestimmt für die Turmspitze des neuerbauten Wr. Rathauses, war ein Geschenk des Schlossermeisters W. Ludwig an die Gemeinde Wien. 1882 eröffnete N. eine eigene Werkstätte, in der zahlreiche hervorragende Schöpfungen der Schmiedekunst entstanden. Bei der Pariser Weltausst. 1900 wurde er für die Anfertigung des Rieseneingangstores des österr. Pavillons mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

W.: Rathausmann, 1882, Neues Rathaus, Kaiserkrone des Doppeladlers, zahlreiche Gitter und Stiegengeländer, Neue Hofburg, Schlosserarbeiten für zahlreiche Bauten der Gründerzeit, alle Wien; Deutschmeister-Kriegerdenkmal, 1902, bei Königgrätz; Eingangsgitter, Familiengruft Erzh. Franz Ferdinands, 1914/15, Schloß Artstetten; Tle. der Kuppelkonstruktion und Galeriegitter, Kn. Elisabeth-Gedächtniskirche, Hochschneeberg; 5 Kopien von Ambraser Rüstungen für Kg. Ludwig II.; Gitter der Kolonnaden, Marienbad; Arbeiten für Gf. Wilczek und Kg. Ferdinand v. Bulgarien; etc.
L.: Illustrierte Kronen-Ztg. vom 17. 8. 1924; RP vom 1. 2. 1925; Kleine Volksztg. vom 30. 10. 1932; Wr. Geschichtsbll. 26, 1971, S. 206 ff.; Großind. Österr., Erg. Bd., Tl. 2, S. 365; H. Markl, Kennst Du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wr. Friedhöfen?, Bd. 1, 1961, S. 140; F. Czeike, Das Wr.Rathaus, 1972, S. 69 ff.; Mitt. H. Stekl, Wien.
(H. Wohlrab)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 60
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