Neumayer, Josef (1844-1923), Jurist und Kommunalpolitiker

Neumayer Josef, Jurist und Kommunalpolitiker. * Wien, 17. 3. 1844; † Wien, 25. 5. 1923. Aus angesehener Bürgerfamilie; stud. 1864–69 an der Univ. Wien Jus, 1872 Dr. jur. (Graz). Ab 1873 war er als Verteidiger in Strafsachen, ab 1877 als Hof- und Gerichtsadvokat, ab 1885 als Vermögensverwalter des Kn. Elisabeth-Kinderhospitals in Bad Hall tätig; Mitte der 90er Jahre begann N. seine polit. Laufbahn. 1895–1918 war er Gemeinderat, 1896 wurde er neben Lueger (s. d.) 2. Vizebürgermeister, 1905 1. Vizebürgermeister. Im niederösterr. Landtag (ab 1902) vertrat er, auch als Landmarschallstellvertreter fungierend, den Bez. Leopoldstadt. Er gehörte der Donauregulierungskomm., dem niederösterr. Landesschulrat und der Gewerbeschulkomm. an. Im Reichsrat (1907–11) vertrat er den Bez. Hietzing. Nach dem Tod Luegers wurde er 1910 zum Bürgermeister gewählt, konnte sich jedoch in dieser Position nicht durchsetzen; die Wahl kam zustande, weil der von Lueger testamentar. in Aussicht genommene Weiskirchner, zu diesem Zeitpunkt Handelsmin., der Berufung ins Rathaus nicht Folge leistete. Durch Schwerhörigkeit in seiner Amtsführung stark behindert und von der sozialdemokrat. Opposition heftig angegriffen, entschloß sich N. 1912 zum Rücktritt.

L.: N. Fr. Pr. vom 22. 4. 1910 und 20. 12. 1912; Wr. Kommunal-Kalender, 1911, S. 528 ff.; F. Czeike, Wien und seine Bürgermeister, 1974, S. 370; O. Knauer, Der Wr. Gemeinderat 1861–1962, in: Hdb. der Stadt Wien, Jg. 77, 1962, S. 234; Kosch, Das kath. Deutschland; Groner.
(H. Wohlrab)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 87f.
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