Neumann von Spallart, Franz Xaver (1837-1888), Nationalökonom und Statistiker

Neumann von Spallart Franz Xaver, Nationalökonom und Statistiker. * Wien, 11. 11. 1837; † Wien, 19. 4. 1888. Sohn des Folgenden, Bruder des Gen. Julius N. v. S. (s. d.), Vater des Vorigen; stud. Rechts- und Staatswiss. an der Univ. Wien, 1862 Dr. jur. sub auspiciis imperatoris. Nach einer Stud. Reise nach England, Frankreich und Belgien und dem großen Erfolg seines 1863 gehaltenen Vertrags „Landwirtschaft und Politik“ wurde er 1864 Prof. der Nationalökonomie und Finanzwiss. an der Wr. Handelsakad., 1868 Prof. der Nationalökonomie an der k. k. Kriegsschule, 1871 ao.Prof. der polit. Ökonomie an der Univ. Wien, 1872 ao.Prof, 1873–88 o.Prof. der Volkswirtschaftslehre und Statistik an der neugegründeten Hochschule für Bodenkultur, 1875/76 Rektor. 1881 Prof. der Statistik an der Oriental. Akad., daneben ab 1883 Priv. Doz., ab 1884 Hon.Prof. mit Vorlesungen und Seminaren über Statistik an der Univ. Wien, war N. ein Verfechter der Freihandelsschule und schrieb in diesem Sinn über österr. Handelspolitik. Er vertrat die streng analyt. Richtung in der Volkswirtschaftslehre und Statistik. Auch außerhalb des Lehramts entfaltete N. eine äußerst vielseitige Tätigkeit, 1865–70 bes. auf handelspolit. Gebiet. So war er einer der Mitbegründer des Ver. für volkswirtschaftlichen Fortschritt als Organ der österr. Freihandelspartei, wobei er die Interessen der Landwirtschaft und der Konsumenten gegenüber den Bestrebungen der Industriellen vertrat, war bes. an den Vorarbeiten an den 1865 mit dem Dt. Zollver. und Großbritannien abgeschlossenen Handelsverträgen beteiligt und 1867 Mitgl. der österr. Ausstellungskomm. bei der Pariser Weltausst., wobei er auch den sechsbändigen österr. Ausst. Ber. red. Er war Regierungsdelegierter bei der Eröffnung des Suezkanals, 1869, Mitorganisator der Wr. Weltausst., 1873, volkswirtschaftlicher Referent der „Österreichisch-ungarischen Monarchie in Wort und Bild“, Verwaltungsrat (u. a. der Staatseisenbahnges.) und im Ver.Leben rege tätig. Ab 1871 ao. Mitgl. der k. k. Statist. Central-Komm., nahm er nicht nur an Verhh. über Bevölkerungs-, Moral- und Wirtschaftsstatistik regen Anteil, sondern wurde auch wiederholt zu ausländ. Kongressen entsandt. In London beteiligte er sich an der Gründung des Internationalen Statist. Inst., dessen Statuten von ihm konzipiert wurden und dessen 2. Vizepräs. er später war. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, 1876 Reg.Rat, 1881 Hofrat, Mitgl. zahlreicher in- und ausländ. gel. Ges., u. a. der Statistical Society in London und der Akad. der Wiss. in St. Petersburg.

W.: Die österr. Handelspolitik in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, 1864; Österr. und der Zollver. in den letzten 25 Jahren, 1864; Der landwirtschaftliche Credit, 1865; Das Verkehrswesen der Welt, 1867; Die Civilisation und der wirthschaftliche Fortschritt, 1869; Volkswirthschaft und Heerwesen, 1869; Volkswirthschaftslehre mit bes. Anwendung auf Heerwesen und Militärverwaltung, 1873; Die Kunst in der Wirthschaft, 1873; Die Ernten und der Wohlstand in Österr.-Ungarn, 1874; Die Theuerung der Lebensmittel, 1874; Die letzte Hungersnoth in Indien 1873/74, 1875; Die Reichsrathswahlen in Österr. 1879, gem. mit G. A. Schimmer, 1880; Oesterr. maritime Entwickelung und die Hebung von Triest, 1882; Aus dem Gebiete der Social-Physiol., 1882; Die Verlegung des wirthschaftlichen Schwerpunktes, 1884; Wirtschaftliche Übersichten, in: Die österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild, 1888 ff.; etc. Zahlreiche Abhh. in Behm’s geograph. Jb., Statist. Ms., Österr. Revue, Jbb. für Nationalökonomie und Statistik etc. Hrsg.: Ber. über die Weltausst. in Paris 1867, 6 Bde., 1 Atlas, 1867–69; Übersichten über Produktion, Welthandel und Verkehrsmittel, 1870–84; Statist. Ms., gem. mit anderen, 1877–80; Übersichten (über Produktion, Verkehr und Handel in der Weltwirthschaft), 1878 ff.
L.: N. Fr. Pr. vom 19. 4. 1888; Wr. landwirthschaftliche Ztg., 1882, S. 424; Centralbl. für das gesamte Forstwesen 14, 1888, S. 248 ff.; Poggendorff 2–3; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Zur Gedenkfeier der Gründung der Forst-Lehranstalt Mariabrunn 1813 und der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872, 1913; 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien 1872–1972, Bd. 1, 1972, S. 71, 247; Mitt. A. Panzera und A. Kurir, beide Wien.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 98
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