Neumann, Alois (1852-1914), Großindustrieller

Neumann Alois, Großindustrieller. * Jungbunzlau (Mladá Boleslav, Böhmen), 16. 8. 1852; † Reichenberg (Liberec, Böhmen), 14. 11. 1914. Trat 1864 in das Handelsgeschäft ein, welches sein Vater, Samuel Sigmund N., ein gelernter Weber, 1849–56 in seinem Heimatort Grünwald, bis 1868 in Gablonz und schließlich im standortgünstigen Reichenberg betrieb. Das Unternehmen errang bald eine einflußreiche Position im Zwischenhandel mit Manufakturwaren, so daß in Grottau eine Weberei mit über 500 Beschäftigten angegliedert werden konnte. Nach dem Tode seines Vaters (1881) übernahm N., ab 1875 öff. Gesellschafter der Fa. S. S. Neumann, unter Mitarbeit seiner Brüder Karl N. (Gesellschafter ab 1868) und Rudolf N. (ab 1894) die Leitung des Betriebes. Die 1880 in Reichenberg gegründete Wollweberei (erweitert 1890 und 1905) richtete sich in der Produktion stark nach engl. und französ. Vorbildern aus und konnte da durch mit diesen Importen erfolgreich konkurrieren. Das Unternehmen ging in den 90er Jahren auch auf die Herrenkonfektion über und forcierte seine Exporttätigkeit vor allem nach der Türkei, nach Übersee und Persien. N. fungierte 1879–82 als Stadtverordneter von Reichenberg, war ab 1885 Mitgl. der dortigen Handels- und Gewerbekammer, 1891–96 Vizepräs., ab 1896 Präs., 1906 Leiter der Komm. für die Gewerbe- und Ind.Ausst. in Reichenberg. Ab 1905 Mitgl. des Herrenhauses auf Lebenszeit, wo er sich der Verfassungspartei anschloß. 1899–1913 Mitgl. des Ind.-Rates, wirkte N. als Referent für den allg. Zolltarif und den gesamten Komplex der Handelsverträge.

L.: N. Fr. Pr. vom 18. 8. 1905, 14. und 15. 11. 1914; Wr. Ztg. vom 14., RP vom 15. 11. 1914; G. Kolmer, Das Herrenhaus des österr. Reichsrats, 1907; Wininger; Wer ist’s? 1908–14; Großind. Österr., Bd. 4, S. 173 f., Erg. Bd., Tl. 3, S. 97; Heimatkde. für den Jeschken-Isergau, 1915, S. 34; E. Pultar, Die Tätigkeit des Ind.Rates (1898–1914), phil. Diss. Wien, 1973.
(H. Stekl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 31, 1976), S. 89
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>