Nevinny, Josef (1853-1923), Mediziner und Pharmakologe

Nevinny Josef, Mediziner und Pharmakologe. * Prag, 6. 9. 1853; † München, 27. 5. 1923. Sohn eines Drogenhändlers; legte 1878 die Drogistenprüfung ab, 1879 Dr. med. an der Univ. Prag, weitere Ausbildung (Chemie, Physiol., Pharmakol.) an den Univ. Prag und Berlin und auf Stud.Reisen in Belgien und England; ab 1884 war er Ass. bei Vogl in Wien, 1888 habil. er sich für Pharmakognosie an der Univ. Wien. N. war ab 1888 in der Apothekervisitationskomm. und als Sachverständiger, Lehrer und Prüfer bei der Nahrungsmittelkontrolle der Gemeinde Wien tätig. 1892/93 Doz. für Botanik und Pharmakognosie an der Tyrocinialschule des Österr. Apothekerver. in Wien, 1893 ao.Prof. der Pharmakol. und Pharmakognosie an der Univ. Innsbruck, 1896 o. Prof. N. machte sich um Bau und Ausstattung des neuen Pharmakolog. Inst. (Bibl., Drogensmlg., Tierstall) verdient. Obwohl im Ernennungsdekret von 1893 auf die Notwendigkeit der Pflege der experimentellen Richtung der Pharmakol. hingewiesen worden war, und N. im Stud.-Jahr 1899/1900 sich an der Univ. Breslau in die modernen Forschungsmethoden einführen ließ, wurden die beantragten Apparaturen nicht bewilligt, so daß der Lehrauftrag nicht voll erfüllt werden konnte. Dafür wandte sich N. der Balneol. zu, der er für Tirol mehrere Einzelstud. und Übersichten widmete. Die pharmakolog. Arbeiten, wie die Abh. über die Rauschbeere und die Stud. zur Trigonella coerulea (Brotgewürz), besitzen eine gewisse Aktualität. Dem Nützlichkeitsgedanken entsprechen auch das Hdb. der Arzneiverordnungslehre und die Schrift über das Pharmaziestud.

W.: Das Coccabl., 1886; Die Nahrungs- und Genußmittel Wiens, 1887; Saccharin, 1887; Wandtafeln zur Mikroskopie der Nahrungs- und Genußmittel, 1887; Die Pharmacopoea Austriaca Editio VII nebst den in derselben vorkommenden Änderungen und Neuerungen, 1889; Neuerungen aus dem Gebiete der Toxikol., 1893; Allg. und spezielle Arzneiverordnungslehre für Studierende und Ärzte, 1900; Die Entwicklung und die Aufgaben der Pharmakol., nebst einer Entstehungsgeschichte des Chem. und Pharmakolog. Inst. in Innsbruck, 1900; Trigonella coerulea Ser., 1904; Die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum L.), ihre Verwechslung mit der Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus L.) und ihr Nachweis in der Fäzes, 1907; Das erste Dezennium des neuerbauten Pharmakolog. Inst. in Innsbruck, 1909; Die Badeorte und Heilquellen Tirols, 1913/14; Das Stud. der Pharmazie, 1918/21; etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 2. 6. 1923; Berr. des naturwiss.-med. Ver. in Innsbruck, Jg. 39, 1924, S. 21 ff. (mit Werksverzeichnis); Die Lehrkanzelvorstände der med. Fak. Innsbruck 1674–1949, in: Forschungen und Forscher der Tiroler Ärzteschule, Bd. 2, 1950, S. 177 f.; Fischer; Pagel; Partisch, Bd. 4, 1967, S. 78; Masaryk; Otto 18; Lesky, S. 587, 589; 100 Jahre med. Fak. Innsbruck 1869–1969, hrsg. von F. Huter, in: Veröff. der Univ. Innsbruck 17, 1969, S. 291 ff.
(F. Huter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 32, 1976), S. 108f.
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