Nissel Franz, Schriftsteller. * Wien, 14. 3. 1831; † Bad Gleichenberg (Stmk.), 20. 7. 1893. Sohn des Schauspielers Josef N. (Ps. Korner), 1796–1866; stud. bis 1850 am Schottengymn. in Wien, welches er trotz sehr guter Leistungen vorzeitig verließ; im selben Jahr verfaßte er gem. mit seinem Freund S. Schlesinger das Trauerspiel „Die Inquisitoren“, ein Lustspiel und ein weiteres Trauerspiel. Sein Volksstück „Das Beispiel“ wurde 1852 im Theater a. d. Wien aufgeführt. Die in den nächsten Jahren entstandenen Stücke brachten N. wechselnden Erfolg; das Volksstück „Ein Wohltäter“ hielt sich 1856–73 auf dem Spielplan des Burgtheaters, der höchst erfolgreichen Premiere von „Perseus von Macedonien“ folgten nur fünf weitere Aufführungen. Ab 1859 zog N. ruhelos durch Österr., Deutschland und die Schweiz. Nach dem Tod seiner Frau, der Sängerin Seraphine Konrad, lebte er, beinahe vergessen, mit seinen Kindern von einer dürftigen Staatsunterstützung und einer Spende des Schillerver. Erst durch die Bekanntschaft mit Dingelstedt (s. d.), der ihm in den nächsten Jahren hilfreich zur Seite stand, wurde N. wieder mehr Beachtung zuteil. 1877 erhielt er für sein Schauspiel „Agnes von Meran“ den Schillerpreis. 1882 hatte das Schauspiel „Die Zauberin am Stein“ am Burgtheater Premiere, mit Ch. Wolter in der Titelrolle; 1890 wurde N. Ehrenmitgl. der Grillparzerges. Obwohl sich N. mit seinem Volksstück „Ein Wohltäter“ als Vorläufer Anzengrubers (s. d.) erweist, und auch die Erz. „Die Prophezeihung“, erschienen 1857 im Neuen Österr. Illustrierten Volkskalender, einen Weg aufzeigt, auf dem er zu seiner Eigenart hätte finden können, sah er seine eigentliche Aufgabe im Jambendrama, in dem er den Helden als Träger der liberalen Idee wegen der Wahl unmoral. Mittel untergehen läßt, der Idee jedoch zum Sieg verhilft.