Novák, Ottomar (Otomar) Pravoslav (1851–1892), Paläontologe

Novák Ottomar (Otomar) Pravoslav, Paläontologe. Geb. Königgrätz, Böhmen (Hradec Králové, CZ), 16. 11. 1851; gest. Litten, Böhmen (Liteň, CZ), 28. 7. 1892; röm.-kath. Sohn des Oberamtskontrollors Johann Novák (Nowák) (gest. 10. 1. 1885) und der Aloisia Novák, geb. Piperger; ab 1884 verheiratet mit Eleonora Novák, geb. Fiedler (geb. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 11. 12. 1858). – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Prag (Matura 1870) studierte N. bis 1875 Medizin an der dortigen Universität, verteidigte seine Dissertation allerdings nicht und schloss das Studium formal nicht ab. Ab 1873 Assistent in der paläontologischen Abteilung des Museums des Königreichs Böhmens unter →Anton Fritsch, studierte N. ab 1875 Naturwissenschaften an der philosophischen Fakultät der Universität Prag; 1879 Dr. phil. Seine Dissertation „Beitrag zur Kenntniss der Bryozoen der böhmischen Kreideformation“ war schon 1877 erschienen (in: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 37). 1879 zum Assistenten der Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule unter →Jan Krejčí ernannt, übernahm N. zudem 1881–83 die Supplierung der genannten Fächer bis zur Berufung von →Ottokar Feistmantel zum Professor; 1882 Habilitation zum Privatdozenten für Paläontologie mit „böhmischer“ Vortragssprache. Ab Oktober 1882 Assistent am Geologischen Institut der tschechischen Universität in Prag, wurde N. Ende September 1884 zum ao. Professor der Paläontologie an der dortigen Universität ernannt, erhielt aber bis Juli 1887 hierfür keine Remuneration und arbeitete weiterhin auch als Assistent. 1888 erfolgte die Berufung zum o. Professor der Geologie und Paläontologie an der Universität und zum Direktor des geologischen Instituts, dessen Sammlungen er in der Folge neu aufstellte und komplettierte. Nach einer ersten Arbeit „Über eine neue Isopoden-Gattung aus dem tertiären Süsswasser-Kalk von Waltsch“ (in: Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, 1872) widmete sich N., ausgehend von der Bearbeitung der reichhaltigen Sammlung von Hieronymus Josef Freiherr von Zeidler am Museum des Königreichs Böhmen, v. a. den Fossilien aus dem älteren Paläozoikum. Schwerpunkte bildeten die Trilobiten, Tentakuliten und Hyolithiden. Seine Publikationen „O trilobitech čili korýších trojlaločných (Trilobita) českého útvaru silurského“ (in: Vesmír 5, 1876) und „Přehled nejdůležitějších rodův českých trilobitův“ (ebd.) brachten erstmals Beschreibungen der für Böhmen so wichtigen Trilobiten auf Tschechisch. Grundlegende Arbeiten wie „Zur Kenntniss der böhmischen Trilobiten“ (in: Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients 3, 1883, H. 1/2), „Studien an Hypostomen böhmischer Trilobiten“ (4 Tle., in: Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, 1880–86) und „Vergleichende Studien an einigen Trilobiten aus dem Hercyn von Bicken, Wildungen, Greifenstein und Böhmen“ (in: Palaeontologische Abhandlungen 5, 1890) erweiterten den Wissensstand über die Morphologie dieser Tiergruppe und gestatteten Vergleiche mit Vorkommen in Westeuropa. Ab etwa 1874 mit →Joachim Barrande persönlich bekannt, wurde N., gemeinsam mit →Wilhelm Heinrich Waagen, von Barrande testamentarisch zum Nachfolger und zur abschließenden Bearbeitung des „Systême Silurien du centre de la Bohême“ (Bd. 1, 1852ff.) eingesetzt. Seitens des Museums des Königreichs Böhmen ernannte man N. zum Kustos der Barrande-Sammlung. Der zweite Supplement-Band zu den Trilobiten verblieb jedoch in Manuskript-Form, nur kleine Teile daraus erschienen 1918 als „Trilobiti pásma D-d1γ z okolí pražského“ (in: Palaeontographica Bohemiae 9), herausgegeben von →Jaroslav Perner. N. war u. a. ab 1879 Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt in Wien, ab 1882 korrespondierendes Mitglied der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden und ab 1884 ao. Mitglied der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Nach ihm wurden u. a. 1896 eine Gattung der paläozoischen Tentakuliten Nowakia sowie die Trilobiten-Arten Encrinurus novaki (1887), Tropidocoryphe novaki (1896) und Proetus novaki (1964) benannt.

Weitere W.: s. Katzer; Prantl; R. Horný – F. Bastl; Horný.
L.: Prager Tagblatt, 9. 10. 1884; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 33, 1882, S. 963, 35, 1884, S. 878, 39, 1888, S. 952, 43, 1892, S. 960; C. Purkyně, in: Živa 2, 1892, S. 317ff.; J. Kafka, in: Vesmír 21, 1892, S. 257f.; A. Štolc, in: Světozor 26, 1892, S. 456; Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1892, S. 261; Leopoldina 28, 1892, S. 159f.; Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden, 1892, S. 37; F. Katzer, in: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie 1, 1893, Anhang, S. 1ff. (mit W.); H. Woodward – T. Jones, in: Geological Magazine N. S., Decade III, 10, 1893, S. 190f.; Vesmír 23, 1894, S. 94f.; A. Wraný, Die Pflege der Mineralogie in Böhmen, 1896, s. Reg.; F. Prantl, in: Časopis Národního muzea, Oddíl přírodovědný 120, 1951, S. 85ff. (mit W.); R. Kettner, in: Časopis pro mineralogii a geologii 12, 1967, S. 360f. (mit Bild); R. Horný – F. Bastl, Type specimens of fossils in the National Museum Prague 1, Trilobita, 1970, S. 31f. (mit Bild und W.); R. Horný, O. P. N. (1851–1892), 2001 (mit Bild und W.); R. Horný – N. Zdobnická, in: Český kras 27, 2001, S. 56ff.; R. Horný – S. Vaněk, in: Vesmír 82, 2003, S. 77ff.; Kostel sv. Filipa a Jakuba, Praha, Pfarre Hradec Králové, Pfarre Liteň, alle CZ.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)