O’Donell von Tyrconell Heinrich Lamoral Graf, Verwaltungsbeamter. * Wien, 12. 6. 1802; † Wien, 22. 12. 1872. Sohn des Hofkammerpräs. (Franz) Josef O’D. v. T., Onkel des Folgenden; stud. am Theresianum und trat 1825 beim niederösterr. Gubernium in den Staatsdienst, wurde 1827 zum Gubernium der Stmk. versetzt, 1835 Kreishptm. von St. Pölten, 1837 von Korneuburg, 1841 Hofrat des Landesguberniums in Triest, 1847 Vizepräs. des Guberniums der Lombardei. An der Spitze der Zivilverwaltung in Mailand stehend, zeigte er sich beim Aufstand im März 1848 der Lage nicht gewachsen. In der Hoffnung, daß die nach der Wr. Märzrevolution gewährten konstitutionellen Zugeständnisse des K. die Volksstimmung beruhigen würden, hatte er nicht nur für das Gubernialgebäude militär. Schutz abgelehnt, sondern auch überdies den Militärkmdt. Radetzky ersucht, nicht ohne seine ausdrückliche Aufforderung einzugreifen. Infolgedessen geriet O’D. am 18. 3., gleich zu Beginn der Unruhen, in die Gewalt der als friedliche Demonstranten angekündigten aufständ. Menge, die von ihm die Errichtung einer Bürgergarde, die Auflösung der Polizei und die Übertragung der öff. Gewalt an die städt. Behörden erpreßte. Hatte er durch seine frühere Haltung den ungehinderten Ausbruch der Unruhen möglich gemacht, so erhielt die Leitung des Aufstandes durch diese drei Dekrete, welche ihr die Gendarmerie in die Hände spielten, für einige Zeit einen legalen Anstrich. Als schließlich Radetzky auf eigene Verantwortung vorging, versuchten die Aufstand., allerdings ohne Erfolg, durch O’D. die Zurückziehung des Militärs zu erreichen. Schließlich zum Gefangenen der provisor. Regierung erklärt, erlangte O’D. erst im Juli seine Freiheit wieder. Er zog sich ins Privatleben zurück, widmete sich dem kath. Ver.Wesen und fungierte 1853 als Vizepräs. des Katholikentages in Wien, 1856 als Präs. des Katholikentages in Linz und 1860 in Prag.