Ofenheim von Ponteuxin Viktor, Eisenbahnfachmann und Finanzier. * Wien, 18. 11. 1820; † Wien, 11. 10. 1886. Sohn des Erfinders, Großhändlers und Gründers der ersten Wr. Gasanstalt Alexander A. Ofenheim(er), 1789–1850, Vater des durch seinen Konflikt mit Lueger (s. d.) bekannten Hof- und Gerichtsadvokaten und Schriftstellers Adolf O. v. P. (1857–1905) und des Petroleumindustriellen und Philanthropen Wilhelm O. v. P. (1860–1932). Von Anfang an für die diplomat. Karriere ausgebildet, trat O., der 1839–43 an der Univ. Wien Jus stud. hatte, 1843 in den Staatsdienst (Hofkammer); 1850 wurde er zum Kanzler beim Gen.Konsulat in Galatz ernannt, trat jedoch in den administrativen Eisenbahndienst (1850 Gen.Baudion., 1852 Zentraldion. für Eisenbahnbauten) und arbeitete u. a. beim Bau der Semmeringbahn. Ab 1854 als Ministerialkonzipist im Handelsmin., hatte O. großen Anteil an der Ausarbeitung des Konzessionsgesetzes, das den privaten Bau von Eisenbahnen wieder ermöglichen sollte. 1856 verließ er den Staatsdienst, trat zur galiz. Karl Ludwigbahn über und führte deren Ausbau bis Lemberg durch (1858 Insp.). O. gelang es, das für die Verlängerung dieser Linie erforderliche Kapital im Ausland – vor allem England – aufzubringen. Nachdem er 1864 seine Stellung bei der Karl Ludwigbahn aufgegeben hatte, wurde er im selben Jahr der erste Gen.Dir. der Lemberg–Czernowitz (–Jassy)-Eisenbahn, deren Ausbau er trotz großer äußerer Schwierigkeiten mit Energie und Schnelligkeit vorantrieb. O., der auch an anderen Bahnbauten sowie an einer großen Anzahl von industriellen Unternehmungen und Banken beteiligt war (1867 nob.), geriet seit der Übernahme des Handelsmin. durch Banhans (s. d.) in immer schärferen Gegensatz zur Regierung: die österr. Linien der Czernowitzer Eisenbahn wurden wegen verschiedener Übelstände 1872 sequestriert, O. trat von seinem Posten zurück. Der nach langen Voruntersuchungen erst Anfang 1875 gegen ihn geführte Prozeß wegen Betruges erregte ungeheures Aufsehen und erwies die fragwürdige Tendenz der Regierung, die zweifellos großen Mißstände der Gründerzeit an einer einzigen Person aufzuzeigen und dadurch die Verantwortung an den Folgen des Börsenkrachs von 1873 von sich abzuschieben. O. wurde freigesprochen, Banhans demissionierte. 1879 wurde O., der sich vom Eisenbahnwesen zurückgezogen hatte, in den Reichsrat gewählt, doch mußte er 1880 wegen des Verdachts der Wahlbestechung auf die Ausübung seines Mandats verzichten. O. prägte in Charakter und Karriere geradezu den schillernden Typ des Unternehmers der Gründerzeit.