Offermann, Karl von (1792-1869), Industrieller

Offermann Karl von, Industrieller. * Brünn, 26. 11. 1792; † Gattendorf, Kom. Wieselburg (Gáta, Ungarn), 28. 9. 1869. Vater des Folgenden und des Industriellen Theodor Frh. v. O. (s. d.), Großvater des Industriellen Karl Frh. v. O. (s. d.); Sohn Johann O.s, der aus Montjoie in Jülich stammte und auf Veranlassung K. Josefs II. 1786 in Brünn eine Tuchfabrik mit vier Stühlen gründete. Als er 1793 starb, ging die Verwaltung des Unternehmens zunächst an den Tuchhändler Greisinger über, der auch Vormund Karl O.s und dessen beider Brüder wurde. Greisinger ließ O. eine gründliche Ausbildung in seinem eigenen Handelshaus zuteil werden und widmete sich tatkräftig dem Wohlergehen der jungen Fa., die in der Hausse während der Kontinentalsperre große Fortschritte machte. 1819, als O. die Leitung der Fa. übernahm, war diese bereits das größte Haus am Platz. Unter seiner Leitung ging die Mechanisierung weiter voran. 1835 waren 120 Maschinen und 4320 Spindeln vorhanden (bei 450 Arbeitern), 1851 wurden die ersten mechan. Webstühle des Landes aufgestellt, und die Maschinenkraft erreichte die für damals ungeheure Zahl von 70 PS. Er erwarb mehrere Patente und exportierte um 1850 auf den Balkan, nach Ägypten, Großbritannien, Nord- und Südamerika. O. entwickelte eine rege soziale Tätigkeit. Er sorgte 1809 für die Unterbringung verwundeter Soldaten, schenkte 1859, nach der Schlacht von Solferino, dem Ärar etwa 30 000 fl und gründete u. a. schon vor 1848 für seine Arbeiter einen Kranken- und Unterstützungsfonds. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1863 nob.

L.: Tagesbote aus Mähren vom 2. 10. 1869; Z. des Dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens, 1914, S. 181; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart, Tl. 4, 1890; Wurzbach; Großind. Österr., Bd. 4, S. 306; A. Oberländer, K. k. priv. Militär- und Feintuchfabrik J. H. O. in Brünn 1786–1911, 1912.
(P. Schmidtbauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 215f.
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