Orel, Eduard von (1877-1941), Techniker

Orel Eduard von, Techniker. * Schloß Miramare b. Triest (österr. Küstenland), 5. 11. 1877; † Bozen (Südtirol), 24. 10. 1941. Sohn des Vorigen, Bruder des Technikers Walther v. O. (s. d.); absolv. 1892–96 die Kadettenschule in Triest, 1897 Lt. 1901 kam er in die Mappeurschule des Militärgeograph. Inst. in Wien, wo damals der Stereokomparator von Pulfrich (Carl Zeiss-Jena) unter der Leitung von A. Frh. v. Hübl (s. d.) in Betrieb genommen wurde. O., als Hochgebirgstopograph und zu photogrammetr. Arbeiten eingesetzt, gelang 1907 die Erfindung des Stereoautographen (Modell 1908, genannt Autostereograph), der ein punktweises Auftragen der Lage nach erlaubte, während die Höhen der Punkte auf einem Rechenapparat getrennt bestimmt wurden. Auch parallel verschwenkte Plattenpaare konnten mittels eines Rasters punktweise ausgewertet werden. An den Stereokomparator von Pulfrich wurde eine automat. Zeichenvorrichtung angeschlossen, die das direkte Zeichnen von Landkarten ohne Zwischenrechnung aus den Stereophotos ermöglichte. Für die weitere konstruktive Ausgestaltung wandte sich O. an die Fa. Carl Zeiss, die in Zusammenarbeit mit dem Erfinder das Modell 1909 herstellte. Mit dem v. O.-Zeiss’schen Stereoautographen konnten auch erstmals automat. die Höhenschichtenlinien durch opt. Abtasten des räumlichen Photos (Stereobildpaare) gezeichnet werden. 1910 wurde im Militärgeograph. Inst. die photogrammetr. Abt. errichtet und O. mit deren Leitung betraut, 1911 Hptm.; 1912 schied O., dessen Arbeiten bei Ausst. in Dresden und Buenos Aires prämiiert worden waren, aus dem Inst. aus. Er gründete in Wien VIII. in Zusammenarbeit mit der Fa. Carl Zeiss das stereophotogrammetr. Vermessungsbüro Stereographik, das bald im Mittelpunkt des Interesses der Fachwelt stand und zahlreiche Arbeiten ausführte. Inzwischen wurden zwei weitere Modelle von O.s Stereoautographen, Modell 1911 und Modell 1914, entwickelt und verbessert. 1914 rückte er zur aktiven Dienstleistung ein, war im Militärgeograph. Inst. Leiter der kriegsphotogrammetr. Abt., machte Ballonaufnahmen an der russ. Front (Festung Brest), dann auf den serb. Kriegsschauplätzen und vermochte verschiedene wichtige techn. Spezialaufgaben zu lösen. 1918 Mjr. d. Res. Bei Kriegsende war er in der 25. Abt. des Kriegsmin. in Wien und befaßte sich mit der stereophotogrammetr. Aufnahme des Bergwerksgebietes von Lubija in Bosnien. Nach Kriegsende bemühte sich O. trotz großer Schwierigkeiten, die Stereographik wieder aufzubauen. 1937 mußte sie jedoch nach schrittweiser Entlassung der Mitarbeiter aufgelöst werden. O. beschäftigte sich dann mit verschiedenen anderen techn. Arbeiten und lebte zuletzt völlig zurückgezogen in Bozen. O.s Erfindung bedeutete eine Umwälzung im gesamten Kartenwesen. 1926 Dr. h. c. der Dt. Techn. Hochschule in Prag, 1927 Ehrenmitgl. der Dt. Ges. für Photogrammetrie, 1938 Ehrenmitgl. der Internationalen Ges. für Photogrammetrie.

W.: Autostereograph, 1908; v. O.-Zeiss’scher Stereoautograph, 1909, etc. Publ.: Der Stereoautograph als Mittel zur automat. Verwertung von Komparatordaten, in: Mitt. des k. u. k. Militärgeograph. Inst. in Wien, Bd. 30., 1911; Über die Anwendung des stereoautograph. Verfahrens für Mappierungszwecke, ebenda, Bd. 31, 1912; Der Stereoautograph, Modell 1911, in: Internationales Archiv für Photogrammetrie 4, 1913/14; Photogrammetr. Bestimmung der Navigationseigenschaften von Luftfahrzeugen, in: Bildmessung und Luftbildwesen, 1929; etc. Zahlreiche Vorträge über Photogrammetrie und den Stereoautographen.
L.: Il Piccolo vom 29. 5. 1969; Mitt. über die Gegenstände des Art.- und Geniewesens, 1911, H. 5; El Auxiliar de la ingenieria vom 10. 9. 1926; Z. für Vermessung, 1927, S. 673 ff.; Bll. für Techn. Geschichte, H. 4, 1935, S. 15; Bildmessung und Luftbildwesen, Jg. 12, 1937, S. 120 ff., Jg. 16, 1941, S. 174 ff.; Nachr. aus dem Reichsvermessungsdienst, 1942, S. 43 ff.; Petermanns Mitt. 88, 1942, S. 77; Photogrammetria 4, 1942, S. 143; Mitt. H. Ladenbauer-Orel, Wien, und F. Orel, Klagenfurt.
(F. Allmer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 243f.
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