Otten-Friedmann (Friedmann-Otten), Mizi (Mitzi, Mizzy, Mizzi, Maria Rosalie); geb. Friedmann, verheiratete Otten (1884–1955), Kunsthandwerkerin, Designerin und Graphikerin

Otten-Friedmann (Friedmann-Otten) Mizi (Mitzi, Mizzy, Mizzi, Maria Rosalie), geb. Friedmann, verheiratete Otten, Kunsthandwerkerin, Designerin und Graphikerin. Geb. Wien, 28. 11. 1884; gest. New York City, NY (USA), 5. 5. 1955; mos. Tochter von Dr. Peter Friedmann und Eidel Rifke Friedmann, geb. Sadger, Mutter des Architekten und Bauingenieurs Julian Hugo Otten (geb. Wien, 16. 2. 1919; gest. Randolph, VT, USA, 21. 11. 2002); ab 1916 verheiratet (Trennung 1922) mit dem Publizisten und Schriftsteller Karl Otten (geb. Oberkrüchten, Deutsches Reich/D, 29. 7. 1889; gest. Muralto, CH, 20. 3. 1963). – O. besuchte 1904–13 die Kunstschule für Frauen und Mädchen bei Adolf Böhm in Wien, parallel dazu absolvierte sie 1907/08–08/09 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. 1910–13 hielt sie sich zudem wiederholt in der Künstlerkolonie in Dachau auf, danach studierte O. nach eigenen Aussagen an der Wiener Kunstgewerbeschule bei →Oskar Strnad, 1916 lebte sie in Trier. O.s Werk umfasst gebrauchsgraphische Arbeiten, Textil- und Modeentwürfe, Leder-, Perlen-, Glas- und Elfenbeinarbeiten, Keramiken und Werke in Metall und Email. So lassen sich um 1910 graphisch gestaltete Drucksorten und Luxus-Briefpapierkassetten für Theyer & Hardtmuth, Wien, nachweisen, ebenso Illustrationen für die Zeitschriften „Hohe Warte“, „Die Aktion“ (1918, Nr. 11/12: „Es ist vollbracht“) und „Erdgeist“ (Mia Förster, Ein Kinderspiel in fünf Bildern, 1908, H. 27), weiters der Einband für Fritz Wittels Roman „Ezechiel der Zugereiste“ (1910) und Illustrationen zu Edmondo de Amicis’ Kinderbuch „Von den Apenninen zu den Anden“ (1912, Umschlag und vier Zeichnungen). Ab 1910 gestaltete O. für die Wiener Werkstätte (WW) Postkarten, 1914 zwei Plakatentwürfe für den Wettbewerb „Ibach Pianos“; erhalten ist auch der Entwurf der Werbegraphik „Zeichnet Kriegsanleihe bei der Wiener Werkstätte!“ (um 1917). 1909 nahm sie an der ersten Ausstellung der Neukunstgruppe im Wiener Salon Pisko teil, von ihr entworfene Exlibris zeigte sie 1913 auf der von der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft veranstalteten Ausstellung. Auf der Kunstschau Wien 1908 präsentierte sie das gestickte Panneau „Prinzessin“, 1909–15 stellte sie im „Blatt der Hausfrau“ Handarbeitsentwürfe vor. 1909–12 beteiligte sich die Künstlerin an den Ausstellungen österreichischer Kunstgewerbe (1911/12 Schreibtischmappe aus Leder, Keramiken, Exlibris, Luxus-Briefpapierkassetten und Drucksorten für Theyer & Hardtmuth), 1914/15 am Mappenwerk „Die Mode“ der WW und 1915/16 an der Mode-Ausstellung im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie. 1910–22 entwarf sie für die WW über 20 Stoffe („Feldpost“, „Karst“, „Gitterstern“), erhalten haben sich aus diesem Zeitraum auch Entwürfe und Reinzeichnungen für Perlenbeutel, bestickte Polster, Dosen und Schmuckstücke. Ab den 1920er-Jahren experimentierte O. mit Email über gehämmertem Kupfer und präsentierte Werke in dieser Technik – Schalen, Dosen, Bilder – sowohl in der Kunstschau Wien 1920 als auch auf der Dagobert-Peche-Gedächtnis-Ausstellung, 1923. An der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes (Paris 1925) beteiligte sie sich mit Schmuck, einer Gobelintasche und Emailarbeiten, 1927 war sie auf Kunstgewerbeausstellungen in Essen, Leipzig und Den Haag vertreten. Bereits 1925 hatte O. mit Käthe Berl, Schülerin von →Franz Čižek, eine Werkstätte in Wien 7 gegründet; in den Folgejahren entstanden Emailreliefs bzw. dreidimensionale Objekte („Maria Verkündigung“, „Obstträgerin“, „Frauenkopf“) und teils großformatige, aus kleinen Emailplättchen zusammengesetzte Bilder („Selbstporträt“, um 1930). Auf der 1. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen „Wiener Frauenkunst“ 1927/28 zeigte O. ausschließlich Emailarbeiten und partizipierte bis 1936 an Präsentationen der Künstlerinnenvereinigung; auch auf der Ausstellung des Österreichischen Werkbunds 1930 und der Weltausstellung in Brüssel 1935 waren Arbeiten von ihr vertreten. 1937 emigrierte O. über England nach New York City und eröffnete dort eine Emailwerkstatt, ab 1939 betrieb sie diese erneut mit der ebenfalls emigrierten Käthe Berl. O. war Mitglied der Neukunstgruppe, des Sonderbunds, der Wiener Frauenkunst und des Österreichischen Werkbunds. Ihre Werke befinden sich im MAK – Museum für angewandte Kunst, der Universität für angewandte Kunst, dem Wien Museum und der Österreichischen Nationalbibliothek (alle Wien).

L.: AKL; Vollmer; Katalog der Kunstschau Wien 1908, Wien 1908, S. 91ff.; Deutsche Kunst und Dekoration 23, 1908, S. 73, 34, 1914, S. 69, 59, 1926–27, S. 193ff.; Mode-Ausstellung 1915/16 im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, Wien 1915, S. 21 (Kat.); Kunstschau 1920, Wien 1920, S. 17, 20, 23, 25, 27 (Kat.); Ausstellung von Arbeiten des modernen österreichischen Kunsthandwerks. Dagobert Peche Gedächtnis-Ausstellung, Wien 1923, S. 19 (Kat.); Wiener Frauenkunst, Wien 1927 (Kat.); Wie sieht die Frau?, Wien 1930, S. 5, 43 (Kat.); E. Hofmann, in: Deutsche Kunst und Dekoration 68, 1931, S. 304f.; E. J. Hofmann, in: Austro American Tribune (New York) 2, 1943, Nr. 1, S. 9f.; T. Hansen, Die Postkarten der Wiener Werkstätte, 1982, S. 40, 318; M. Pabst, Wiener Grafik um 1900, 1984, S. 212; W. J. Schweiger, Aufbruch und Erfüllung, 1988, S. 25, 34; A. Völker, Die Stoffe der Wiener Werkstätte 1910–32, 1990, S. 218, 231; G. Fanelli, Wiener Jugendstil, 1992, S. 64; S. Plakolm-Forsthuber, Künstlerinnen in Österreich 1897–1938, 1994, s. Reg.; W. J. Schweiger, Wiener Werkstätte. Kunst und Handwerk 1903–32, 1995, S. 100, 109, 172, 261; Der Preis der Schönheit, ed. P. Noever, Wien 2003, S. 258 (Kat.); C. Karolyi – A. Smetana, Aufbruch und Idylle, 2004, s. Reg.; F. C. Heller, Die bunte Welt, 2008, s. Reg.; biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 1, 2016; Die Frauen der Wiener Werkstätte, ed. A.-K. Rossberg u. a., Wien 2020, S. 64, 66, 96, 218, 220f. (Kat.); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 15. 5. 2021); Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs, Belvedere/Research Center, IKG, Universität für angewandte Kunst, alle Wien.
(C. Karolyi)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)