Pálffy von Erdőd, Ferdinand Gf. (1774-1840), Theaterdirektor und Montanist

Pálffy von Erdőd Ferdinand Graf, Theaterdirektor und Montanist. * Wien, 1. 2. 1774; † Wien, 4. 2. 1840. Bruder des Folgenden; genoß eine ausgezeichnete Erziehung, stud. 1794–96 an der Schemnitzer Bergakad. (1797 Bergrat) und wurde dann dem Oberstkammergrafenamt in Schemnitz zugeteilt; ab 1806 (Verleihung des Hofratstitels) lebte er ständig in Wien. P. gehörte 1807 der sog. Cavaliersges. an, die nach dem finanziellen Zusammenbruch Peter Frh. v. Brauns (s. d.) die beiden Hoftheater pachtete und das Theater a. d. Wien kaufte. Innerhalb dieser Ges. hatte er die Leitung des dt. Schauspiels über, dem er eine intensive Pflege angedeihen ließ. Daneben war P. weiterhin im Amt für Münz- und Bergwesen tätig. 1810 übernahm er die Gesamtleitung der Hoftheater und trennte diese in ein Sprech- (Burgtheater) und Musiktheater (Kärntnerthor-Theater). 1811 wurde er Hoftheaterdir., 1812–17 (mit kurzer Unterbrechung) war er alleiniger Pächter der beiden Hoftheater. Mit der Verpflichtung Schreyvogels als Hoftheatersekretär legte er den Grundstein für einen der bedeutendsten Abschnitte des Burgtheaters. 1817 entzog ihm der K. die Pacht der Hoftheater, da P., wie seine Vorgänger, stets mit größten finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. P. konzentrierte sich nun vollständig auf das Theater a. d. Wien, dessen alleiniger Besitzer er seit der Auflösung der Cavaliersges. (1813) war. Um die Schaulust des Publikums zu befriedigen, scheute er keine Kosten und Mittel. Bes. die 1815 eingeführten, von Horschelt (s. d.) geleiteten und von Neefe (s. d.) prunkvoll ausgestatteten Kinderballette übten eine große Zugkraft aus. Das Aufführungsverbot dieser Ballette und der bibl. Musikdramen, die sich ebenfalls großen Zuspruchs erfreuten, bedeutete einen schweren finanziellen Schlag für P., der mit einem ausgezeichneten Tänzer-, Sänger- und Schauspielerensemble für einen abwechslungsreichen Spielplan sorgte, in dem neben Ballett, Pantomime, Singspiel und Oper (Mozart, Rossini, Weber) vor allem das Schauspiel (insbes. klass. Stücke) gepflegt wurde. Schließlich nahmen aber Spektakelstücke und varietémäßige Darbietungen, wie Kunstreiter, Equilibristen etc., immer stärker zu und 1825 mußte P. – total verschuldet – das Theater schließen, das 1826 versteigert wurde. Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, flüchtete er auf seinen Preßburger Besitz und kam erst 1830 wieder nach Wien zurück. P. hatte bereits 1818 für die Mitgl. des Theaters a. d. Wien eine Pensionsanstalt eingerichtet.

L.: Die Presse vom 17. 2. 1957; Wr. Theaterztg. vom 5. 2. 1840; R. Ofenschüssel, F. Gf. P., ein Leben für das Theater, phil. Diss. Wien, 1965; Katalog der Porträt-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; H. A. Mansfeld, Theaterleute in den Akten der k. k. Obersten Hoftheaterverwaltung von 1792–1867, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung, Jg. 13, 1961, S. 106; Wurzbach; Rub; J. v. Schreyvogel, Tagebücher 1810–23, hrsg. von K. Glossy, in: Schriften der Ges. für Theatergeschichte, Bd. 2/3, 1903, s. Reg.; H. Kindermann, Theatergeschichte der Goethezeit, 1948, s. Reg.; A. Bauer, 150 Jahre Theater a. d. Wien, 1952, s. Reg.; H. Kindermann, Theatergeschichte Europas, Bd. 5, 1962, s. Reg.; E. Devrient, Geschichte der dt. Schauspielkunst, hrsg. von R. Kabel und Ch. Trilse, 2 Bde., 1967, s. Reg.; R. Biberhofer, 125 Jahre Theater a. d. Wien, o. J., s. Reg.
(E. Marktl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 34, 1977), S. 299
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