Paltauf Richard, Pathologe. * Judenburg (Stmk.), 9. 2. 1858; † Semmering (NÖ), 21. 4. 1924. Bruder des Vorigen; stud. 1875–80 an der Univ. Graz Med., 1880 Dr. med.; war 1881–83 Ass. am Patholog.-anatom. Inst. bei H. Eppinger sen. (s. d.) und Kundrat (s. d.), dem er 1883 nach Wien folgte. 1888 Priv.Doz. (1892 tit. ao. Prof.), übernahm er nebenamtlich den Aufbau des Patholog.-anatom. Inst. der Wr. Poliklinik und setzte dort gleichrangig neben den Prosekturbetrieb ein Histolog.-bakteriolog. Inst. 1893 wurde er Prosektor der Krankenanstalt Rudolfstiftung und gleichzeitig Vorstand des Univ. Inst. für patholog. Histol. und Bakteriol. 1894 gründete er die Schutzimpfungsanstalt gegen Rotz. 1898 wurde P. ad personam o. Prof. der patholog. Histol. und allg. Pathol., 1900 o. Prof. der allg. und experimentellen Pathol. 1908 etablierte sich diese Disziplin, verbunden mit dem staatlichen Serotherapeut. Inst., das P. zur Gewinnung von Diphtherieheilserum geschaffen hatte, im neuen Hygieneinst, der Univ.; 1914 Gen.Stabsarzt auf Kriegsdauer. P. zeichnete sich vor allem auf dem Gebiet der patholog. Histol. aus, erwarb aber auch durch die Einführung und Weiterentwicklung der Bakteriol. und Serol. in Wien große Verdienste. Er erkannte die Hadernkrankheit als Milzbrand. Das maligne Lymphogranulom trägt den Namen Hodgkin-Paltauf-Sternbergsche Krankheit: nach der Erstbeschreibung durch Hodgkin (1832) erfolgte durch P. und seinen Schüler Sternberg 1897 eine grundlegende Bearbeitung der patholog. Anatomie dieser Krankheit. P. stand Neusser (s. d.) bei dessen Untersuchungen über die Genese der Pellagra als Bakteriologe zur Seite und konnte den Bacillus maidis als Erreger dieser Krankheit ausschließen. 1912 korr., 1921 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien.