Paradis Maria Theresia, Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin. * Wien, 15. 5. 1759; † Wien, 1. 2. 1824. Tochter eines Hofkonzipisten; erblindete als Kleinkind plötzlich und wurde von verschiedenen Kapazitäten erfolglos behandelt. Nach vorübergehender Heilung durch den Magnetiseur Mesmer erblindete sie jedoch bald wieder. P. zeigte schon als Kind ungewöhnliche musikal. Begabung. Sie erhielt von Kn. Maria Theresia, ihrer großen Gönnerin, welche von ihrem Gesang und Orgelspiel beeindruckt war, eine Pension von 200 fl, die von Josef II. sistiert, von Leopold II. wieder bewilligt wurde. P. stud. Klavier bei G. F. Richter und L. Koželuch (s. d.), Gesang bei Righini und Salieri, Komposition bei Vogler. Dank einem ungewöhnlichen Musikgedächtnis erarbeitete sie ein umfangreiches Konzertrepertoire und unternahm 1783 in Begleitung ihrer Mutter eine ausgedehnte Konzerttournee nach Westeuropa, die sie bis London führte und großen Erfolg brachte. Mozart schrieb für sie ein Klavierkonzert (KV 456?). Über Prag 1786 heimgekehrt, trat sie nur noch selten öff. auf und widmete sich der Komposition. Nach dem Tode ihres Vaters (1808) eröffnete sie eine Musikschule für Frauen und Mädchen, deren Veranstaltungen im Wr. Konzertleben wichtig und populär wurden. Als Liederkomponistin der älteren Wr. Liedschule (Holzer, Stefan) angehörend, pflegte P. unter Koželuchs Einfluß Kanzonette, Strophen- und durchkomponiertes Lied, oft mit opernhaften Rezitativen. Einfache Harmonik, schlichte, gefällige Melodik kennzeichnen ihr Schaffen. Ihren Bühnenwerken mangelt es an dramat. Spannung und Durchschlagskraft.