Paur, Emil (1855-1932), Dirigent und Komponist

Paur Emil, Dirigent und Komponist. * Czernowitz (Bukowina), 29. 8. 1855; † Friedek-Mistek (Frýdek-Místek, Mähren), 7. 6. 1932. Erhielt den ersten musikal. Unterricht von seinem Vater Franz P., dem ersten Dir. des Wr. Musikver., und trat schon mit acht Jahren als Pianist und Geiger öff. auf. Ab 1866 war er am Wr. Konservatorium Schüler von J. Epstein (s. d.), J. Hellmesberger jun. (s. d.), Bruckner (s. d.) und Dessoff (s. d.), 1870 spielte er bereits als Geiger im Orchester der Wr. Hofoper. 1875 begann seine glänzende Karriere als Dirigent. 1876 folgte er einem Ruf an das Hoftheater in Kassel und ging dann nach einem Engagement am Königsberger Stadttheater 1880 nach Mannheim, wo er erfolgreich als 1. Hofkapellmeister und Dirigent der Abonnementkonzerte wirkte. 1891 übernahm P. die 1. Kapellmeisterstelle am Leipziger Stadttheater, übersiedelte aber schon 1893 in die USA, wo er zunächst – als Nachfolger von Nikisch (s. d.) – Dirigent des Boston Symphony Orchestra war. 1898 wurde P. mit der Leitung des Orchesters der New York Philharmonic Society betraut, 1899 auch mit der Dion. des National Conservatory in New York. In der Spielzeit 1899/1900 dirigierte er auch an der Metropolitan Opera. 1900 und 1902 gastierte er in London an der Covent Garden Opera und bei den Queen’s Hall Symphony Concerts, 1903 in Madrid und Berlin. 1904 kehrte er als Dirigent des Pittsburg Symphony Orchestra in die USA zurück. 1910 übersiedelte er nach Deutschland, ging 1912/13 an die Oper nach Berlin, wo er auch als Konzertdirigent wirkte. P. war in erster Linie ein hervorragender Orchesterleiter mit großer persönlicher Ausstrahlung, trat aber hin und wieder auch als solide ausgebildeter Komponist an die Öffentlichkeit. Er war ab 1882 mit der Pianistin M. Bürger verheiratet.

W.: In der Natur (Symphonie); Violinkonzert; Klavierkonzert; Streichquartette; Sonaten für Violine und Klavier; etc.
L.: Baker; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Einstein; Grove; Riemann; E. Kenny, Some Letters to E. P., in: Notes, 1950/51, S. 631 ff.
(U. Harten)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 34, 1977), S. 356
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