Pawlikowski Tadeusz, Theaterfachmann. * Medyka, Bez. Przemyśl (Galizien), 9. 11. 1861; † Krakau, 28. 9. 1915. Sohn des Vorigen, Enkel des Sammlers Józef G. P. (s. d.), Urenkel des Landwirts Józef B. P. (s. d.), Bruder des Agronomen Jan G. P. (s. d.); stud. ab 1880 in Leipzig, Weimar (unter der Leitung von Liszt, s. d.) und Wien Musik sowie in Weimar (bei Savits) und Meiningen (bei Chronegk) Dramaturgie und Regie. 1885–90 war er Theater- und Musikkritiker der Tagesztg. „Nowa Reforma“ (Neue Reform). 1890–92 ging er wieder auf Reisen und arbeitete wahrscheinlich als Regisseur am Pariser Théâtre Libre. Nach seiner Rückkehr war er Theaterrezensent der Krakauer Tagesztg. „Czas“ (Zeit). 1893–99 führte P. die Dion. des Krakauer, 1900–06 des Lemberger Theaters. 1906–12 Mitred. der Lemberger Z. „Nasz Kraj“ (Unser Land), ab 1907 Vizepräs. der Vereinigung der Volksbühnen und -chöre sowie Hrsg. der „Biblioteka Teatrów Ludowych“ (Bibl. der Volkstheater). 1908/09 war er wieder Regisseur und künstler. Leiter des Lemberger Theaters und schrieb Rezensionen für den „Kurier Lwoswki“ (Lemberger Kurier). 1912/13 war er Regisseur in Krakau und 1913–15 Dir. des Krakauer Theaters. P. gilt als Schöpfer des modernen poln. Theaters. Seine Arbeit ist gekennzeichnet durch die psycholog. Durchdringung und Analyse der Texte, die intensive Beschäftigung mit den Schauspielern, die angestrebte Harmonie aller für eine Aufführung notwendigen Faktoren und die sorgfältige Auswahl des Repertoires. P. bemühte sich vor allem um die poln. Klassik, das romant. (Mickiewicz, Słowacki und Krasiński) und zeitgenöss. Drama (Kisielewski, Rittner, Perzyński, Wyspiański). Er führte u. a. Shakespeare, Molière, Goethe, Schiller, Ibsen und Hauptmann auf, manche Autoren, wie Maeterlinck, Gorkij, Shaw und Strindberg, zum ersten Mal auf einer poln. Bühne. Durch P.s Konsequenz in der Realisierung seiner Ideen beeinflußte er mit den von ihm hervorragend geführten Krakauer und Lemberger Bühnen das gesamte poln. Theaterleben.