Peithner von Lichtenfels, Thaddäus Frh. (1798-1877), Jurist und Politiker

Peithner von Lichtenfels Thaddäus Frh., Jurist und Politiker. * Wien, 6. 5. 1798; † Wien, 2. 10. 1877. Onkel der beiden Vorigen; sollte sich ursprünglich der Landwirtschaft zuwenden, stud. jedoch 1816–19 an der Univ. Wien Jus, war daneben bereits ab 1818 als Auskultant beim Stiftsgericht Schotten tätig und wurde 1822 zum Dr. jur. prom. 1820 wurde er Konzeptspraktikant der k. k. Hof- und niederösterr. Kammerprokuratur, 1824 Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft, 1828 Oberamtsrat der montanist. Dion. in Eisenerz und aufgrund dieser Tätigkeit im selben Jahr Rat beim Merkantil- und Wechselgericht in Wien. 1834 Rat des innerösterr.-küstenländ. Appellationsgerichtes in Klagenfurt. 1841 Rat der Obersten Justizstelle in Wien, wirkte P. 1841–1848 auch als Referent der Hofkomm. in Justizgesetzsachen vor allem an der Reform des summar. Verfahrens sowie der Konkursordnung maßgeblich mit. Von ihm stammt auch ein Entwurf des österr. Seerechtes. P., der auch den späteren K. Franz Joseph (s. d.) in Rechtswiss. unterrichtete, wurde 1850 Gen.Prokurator (Oberstaatsanwalt) an der neuerrichteten Gen.Prokuratur am Obersten Gerichtshof in Wien. Daneben führte er das Präsidium der legislativen Arbeiten für Ungarn und Kroatien. 1852–57 arbeitete er als Sektionschef des Justizmin. an den großen legist. Aufgaben jener Zeit mit, wie etwa der Grundentlastung und der Zivilprozeß- und Konkursordnung für Siebenbürgen, Ungarn und Nebenländer. 1857 wurde er in den Reichsrat berufen, 1860 lebenslängliches ao. Mitgl. des verstärkten Reichsrates, ab 1861 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses des Reichsrates. Als Politiker trat P. vor allem für die Stärkung der Zentralgewalt und für eine einheitliche Gesetzgebung in allen Kronländern ein, in kirchenpolit. Debatten verteidigte er vehement den staatlichen Standpunkt (Schul- und Ehegesetze) und war auch im Unterrichtsausschuß in diesem Sinn tätig. P. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1849 mit dem St. Stephan-Orden, 1852 Frh., 1853 Geh.Rat.

L.: Wr. Ztg. vom 3. 10. 1877; Jurist. Bll., Jg. 6, 1877, S. 506; Knauer; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1960; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Maasburg; Parlamentsarchiv, Wien.
(B. Böck)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 35, 1978), S. 393f.
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