Pellico Silvio, Schriftsteller. * Saluzzo (Italien), 25. 6. 1789; † Turin, 31. 1. 1854. Kam 16jährig zur kaufmänn. Ausbildung nach Lyon, beschäftigte sich mit Sprachen und nahm am Kulturleben regen Anteil. Ab 1809 war er in Mailand als Erzieher tätig, verkehrte in literar. Kreisen, wurde von Monti und Foscolo klassizist. beeinflußt und erschloß sich dem romant. Ideengut. Er gehörte 1819 zu den Mitbegründern des „Conciliatore“, des von nalionaleurop. Ambitionen bestimmten Organs des beginnenden Risorgimento. Als Mitgl. der Carboneria wurde er von den österr. Behörden 1820 verhaftet, 1822 zum Tode verurteilt, jedoch zu einer schweren Kerkerstrafe begnadigt, die er bis zu seiner Entlassung (1830) auf dem Spielberg verbrachte. Sein Gefängnisber. „Le mie prigioni“ (1832), ein von Glauben, Menschlichkeit und Demut zeugendes Memoirenwerk, das als romant. Zeugnis des Risorgimento seine polit. Wirkung durch Unterspielung erzielte, sicherte ihm dauernden Ruhm. Einige Tragödien, darunter als bekannteste „Francesca da Rimini“, waren dieser autobiograph. Dokumentation vorausgegangen, weniger erfolgreiche sowie einige Versepen wurden 1830–33 veröff. Mit der Abh. „Doveri degli uomini“ (1834) leistet P. einen weiteren typ. Beitr. zur Bildungsliteratur seiner Zeit. Ab 1830 lebte er in Turin, kaum noch aktiv in seiner literar. Mittlerposition zwischen Klassizismus und Romantik, wohl aber existentiell bestimmt von der Erfahrung des Spielbergs. Die italien. Literaturgeschichte ordnet ihn dem kath.-liberalen Lager zu und nimmt Abstand von einem Vergleich mit Manzoni (s. d.) oder Foscolo, durch den P. zu Lebzeiten aufgewertet worden war. Er gilt als einer der Schöpfer des im Risorgimento aufblühenden Genres der Erinnerungsdichtung.