Pengg von Auheim, Johann d. J. (1862-1926), Gewerke

Pengg von Auheim Johann d. J., Gewerke. * Thörl (Stmk.), 8. 3. 1862; † Aflenz (Stmk.), 26. 10. 1926. Sohn des Vorigen, Enkel des Gewerken Aegyd P. (s. d.); stud. 1881–84 an der Bergakad. in Leoben und vervollständigte nach dreijähriger Praxis im väterlichen Betrieb sein Wissen als Volontär in Deutschland. 1890 trat er das väterliche Erbe an. 1893 gründete er eine Eisen- und Stahlgewerkschaft in Zenica in Bosnien. 1896 wurde der Tatschenhammer in der Au in einen Feindrahtzug umgebaut. Eine bedeutende Besitzerweiterung ergab sich 1900, als P. den gesamten Fürstschen Ind.Besitz in Thörl, der sich aus dem dortigen Unteren Hammer entwickelt hatte, ankaufte. Dadurch wurden nach über 300jähriger getrennter Entwicklung die beiden Thörler Werke, die sich aus den Pöglischen Hämmern des 16. Jh. gebildet hatten, wieder vereinigt. Der angekaufte Werkskomplex umfaßte neben dem Werk in Thörl – das den Namen Hubertushütte bekam – den Unteren Schloßhammer, die Kropfmühle und den Feindrahtzug Büchsengut in St. Ilgen sowie die Drahtstiftenfabrik Zwain. P. fiel auch das Recht auf den Titel k. k. privilegierte Drahtfabrik zu. 1905 beschäftigte er 20 Meister und 474 Arbeiter. Um den Erzeugungsvorgang in einer Hand zu vereinigen, nahm P. den Hochofen n. 1 in Vordernberg in Pachtbetrieb, ein Versuch, der 1907 wegen Unzweckmäßigkeit wieder aufgegeben wurde. 1909 verzichtete P. überhaupt auf die werkseigene Stahlerzeugung und stellte das Thörler Werk ganz auf Weiterverarbeitung und Verfeinerung ein. Die erforderlichen Umbauten, die 1913 vollendet waren, ermöglichten eine wesentliche Steigerung der Drahterzeugung. Nach dem Ersten Weltkrieg mußten die weitverzweigten kaufmänn. Verbindungen der Psechen Betriebe neu geknüpft werden. Der Betrieb konnte nur über den Export, der 45% betrug und durch zahlreiche Auslandsvertretungen von Südosteuropa über den Vorderen Orient bis nach Buenos Aires gesichert war, in seinem vollen Arbeitsumfang erhalten werden. P. war von 1895–1904 steir. Landtagsabg., 1919–20 Präs. der Kammer für Handel und Gewerbe in Leoben, ab 1920 Vizepräs. der Kammer für Handel, Gewerbe und Ind. in Graz und Obmann der Sektion Ind. sowie Mitgl. des Staats- und Landeseisenbahnrates. 1919 Dr. mont. h. c. der Montanist. Hochschule Leoben.

L.: Grazer Volksbl. und Tagespost (Graz) vom 26. und 29. 10., Obersteirerbl. und N. Fr. Pr. vom 27. 10., Neues Grazer Tagbl. vom 27. und 29. 10. 1926; Steir. Unternehmer des 19. und 20. Jh., hrsg. von F. Tremel, in: Z. des Hist. Ver. für Stmk., Sonderh. 9, 1965, S. 52 ff.; Großind. Österr., Bd. 2, S. 261 ff. Erg. Bd., Tl. 2. S. 189 ff.; M. Loehr, Thörl. Geschichte eines steir. Eisenwerkes vom 14. Jh. bis zur Gegenwart, 1952, S. 105 ff., 126 ff.
(F. Pichler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 35, 1978), S. 407
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