Pichl, Josef Bojislav (1813-1888), Schriftsteller und Mediziner

Pichl Josef Bojislav, Schriftsteller und Mediziner. * Kosoř (Böhmen), 23. 8. 1813; † Prag, 12. 3. 1888. Gatte der Schriftstellerin Františka P. (s. Pichlová); stud. Phil. und Med. an der Univ. Prag (1843 Dr. med.) und wirkte 1843–48 als prakt. Arzt in Pardubitz (Pardubice), wo er bald im polit. und kulturellen Leben eine führende Stellung einnahm. 1848 gab er in Pardubitz die Z. „Pardubický hlasatel svobody a lidu práva“ (Neudruck 1948) heraus, mußte jedoch wegen seiner darin geäußerten radikalen Ansichten die Stadt verlassen. Er übersiedelte nach Prag, setzte seine polit. Tätigkeit fort und red. das Volksbl. „Svatováclavské poselství“. 1849 wurde er Beamter (Translator) beim Magistrat, red. das Tagbl. des Stadtrates „Obecní list“ und gründete 1850 die belletrist. Z. „Včela“. Seines Amtes enthoben, wurde er 1854 Hüttenarzt in Kladno, 1861 Berg- und Hüttenarzt in Nürschan (Nýřany). 1864–71 war er als Dir. des städt. Armenhauses, dann als prakt. Arzt in Prag tätig. Dort red. P. 1874 den Kalender „Čas“, gründete eine Buchdruckerei und gab 1875–80 das belletrist. Bl. „Česká včela“ heraus, in dem 1876–80 seine „Vlastenecké vzpomínky“ erschienen. Seine in verschiedenen Z. („Večerní vyražení“, „Pražské noviny“, „Květy“, „Vlastmil“, „Časopis Českého muzea“, „Lumír“, „Světozor“ etc.) verstreuten lyr. und ep. Gedichte sowie Prosastücke weichen nicht von der damals geläufigen literar. Produktion ab. Größere Bedeutung haben seine Anthol., die das Nationalbewußtsein stärken sollten. Bes. wichtig war der 3. Tl. seines „Krasořečník“, der viele Beispiele aus fremdsprachigen Dichtungen brachte. P. übers. aus dem Russ., Poln., Portugies. (Camões), dann vor allem aus dem Span. (Cervantes) und aus dem Dt. (K. Herloßsohn, s. Herloß) ins Tschech.

W.: Společenský zpěvník český (Tschech. Gemeinschaftsgesangbuch), 1851, 7. Aufl. 1865; Společenský krasořečník český (Der gute tschech. Redner), 3 Tle., 1852–53; Deklamace ze Schillera a jiných básníků německých (Zur Deklamation ausgewählte Gedichte Schillers und anderer dt. Dichter), 1854; Vlastenecké vzpomínky (Vaterländ. Erinnerungen), hrsg. von M. Hýsek, 1936; etc.
L.: Literární listy 9, 1888, S. 134; Zlatá Praha 5, 1888, S. 267; Masaryk; Otto 19; Rieger; Wurzbach; M. Navrátil, Almanach českých lékařů, 1913; F. Strejček, Jak se probouzela Mladá Boleslav, 1929, S. 37; F. Hampl, Sluneční hodiny, 1946, S. 31 ff.; J. Neruda, Podobizny, Bd. 1, 1951, S. 342 f.
(R. Havel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 51f.
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