Piffl, Friedrich (Gustav) (1864-1932), Erzbischof

Piffl Friedrich (Gustav), Erzbischof. * Landskron (Lanškroun, Böhmen), 15. 10. 1864; † Wien, 21. 4. 1932. Sohn eines Papier- und Buchhändlers; trat 1883 in das Augustiner Chorherrenstift Klosterneuburg ein, stud. Phil. und Theol. an der Hauslehranstalt des Stiftes, 1887 Profeß, 1888 Priesterweihe. War dann in der Seelsorge in Wien-Floridsdorf und Wien-Heiligenstadt tätig, ab 1892 Prof. der Moraltheol. und Soziol. an der Hauslehranstalt (1894/95 studienhalber in Rom), 1898 auch Sekretär des Propstes, 1902 wurde er Verwalter von Stiftsgütern in Ungarn, 1906 Kanzleidir., 1907 Propst des Stiftes Klosterneuburg. P. erwarb sich Verdienste u. a. um die Vereinigung der österr. Chorherrenstifte zu einer Kongregation, gründete 1908 das „Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg“, ließ die ehemalige Chorfrauenkirche St. Magdalena zu einem Ver.Heim umbauen und leitete den Neubau der dem Stift inkorporierten Kirchen von Donaufeld und Kierling. 1913 wurde er auf Vorschlag des Erzh.-Thronfolgers Franz Ferdinand (s. d.) zum Fürsterzbischof von Wien ernannt, 1914 zum Kardinal kreiert. P. wurde zum Mittelpunkt der Organisation der Jugendbewegung (1917), der kath. Presse (u. a. „Zeitung für Stadt und Land“, 1891, „Wiener Kirchenblatt“, 1918, „Kleines Volksblatt“, 1919), der Förderung des kath. Volksbundes, der Kath. Aktion in allen Zweigen (1927) und der christlichen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung (Zentralpräses der kath. Gesellenver.), für die er sich seit seiner Kaplanszeit in Wien-Floridsdorf engagiert hatte. Er gründete 1910 die Akad. für kirchliche Musik, unterstützte zur Behebung des akuten Priestermangels das Canisiuswerk (Präs.) und widmete sich nach 1918 intensiv der Caritashilfe. Neben 42 Notgottesdienststätten (ab 1918) konnten in Wien zehn, in NÖ acht und im Burgenland fünf neue Kirchen erbaut werden, um deren einheitliche künstler. Ausgestaltung er sich bemühte. Ab 1922 war ihm mit der Apostol. Administratur des Burgenlandes noch die mühevolle kirchliche Organisation dieses neuen Bundeslandes übertragen. P. war auch ein faszinierender Kanzelredner, der in aufrüttelnden Hirtenschreiben allein und mit dem Episkopat Österr. zu den Problemen und Strömungen in und außerhalb der Kirche klare Stellung bezog.

W.: Ansprachen und Hirtenbriefe in Wr. Diözesanbl., Wr. Kirchenbl., RP, Kleines Volksbl.
L.: Bohemia vom 13. 3. 1937; Suderendt. Ztg. (München) vom 6. 11., Volksbote (München) vom 21. 11. 1964; Ecclesiastica, 1932, n. 20 (Bibliographie); Feierl. Inauguration, 1932/33; Ostsudetenland, 1957, S. 506; Wr. Kirchenztg. vom 18. 10. 1964; Wr. Diözesanbl. vom 1. 9. 1968 und 1. 7. 1970 (= Beitrr. zur Wr. Diözesangeschichte); Buchberger; Groner; Kosch, Das kath. Deutschland; N. Österr. Biogr. 9, 1956, S. 175 ff.; B. O. Cerník, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österr. von 1600 bis auf den heutigen Tag, 1905, S. 270; R. Hellmer, Kardinal P., 1931; S. J. Tzöbl, Kardinal P., 1932; A. Loris, Der Volksbischof Kardinal F. G. P., 1933; St. Leopold. Festschrift des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg . . ., hrsg. von S. Wintermayr, 1936, S. 236; R. Prantner, Kath. Kirche und christliche Parteipolitik in Österr . . . unter der Regierung Kardinal P.s . . ., kath. theolog. Diss. Wien, 1955, s. Reg.; M. Liebmann, Die Rolle Kardinal P.s in der österr. Kirchenpolitik seiner Zeit, theolog. Diss. Graz, 1960; F. Rennhofer, F. G. Kardinal P., 1967; Ch. Muckenhuber, Kardinal P. und die Christlichsoziale Partei, 1964/65, Manuskript, Inst. für Zeitgeschichte, Univ. Wien.
(F. Loidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 70f.
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