Pilat, Josef Anton von (1782-1865), Journalist

Pilat Josef Anton von, Journalist. * Augsburg (BRD), 20. 2. 1782; † Wien, 2. 5. 1865. Stand nach jurid. Stud. an der Univ. Göttingen im Dienst der Reichsabtei Ochsenhausen. Nach deren Säkularisierung wurde er 1803 Privatsekretär Metternichs (s. d.), dem er nach Berlin und Paris folgte, wo er während des Krieges 1809 zurückgehalten wurde. Ab 1811 war er Red. des offiziösen „Österreichischen Beobachters“ und wurde 1818 als Hofsekretär im außerordentlichen Dienst der Staatskanzlei in den Staatsdienst übernommen, 1842 Reg.Rat, 1862 nob. Während der Feldzüge 1813 und 1814 war P. im Hauptquartier, leitete die Felddruckerei und red. die österr. Armeeberr. Er war gelegentlicher Mitarbeiter der „Wiener Zeitung“ und der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ (unter dem Ps. Aristide) sowie verschiedener schöngeistiger Z. des Vormärz, zeitweise stellvertretender Schriftleiter der Wr. „Jahrbücher der Literatur“. Seine Haupttätigkeit galt aber der Red. des „Österreichischen Beobachters“, die er bis März 1848 innehatte. P., auf dem Gebiet des Pressewesens einer der wichtigsten Mitarbeiter Metternichs, wurde von liberaler Seite vielfach angefeindet. Nach 1848 trat er publizist. nicht mehr hervor. Im Katholizismus der Aufklärung aufgewachsen, stand er anfänglich der Kirche indifferent gegenüber, wurde dann aber ein eifriger Anhänger K. M. Hofbauers (s. d.). Er versuchte vergeblich im Sinn des Hofbauerkreises auf Metternich und Gentz (s. d.) einzuwirken, konnte aber kirchenfeindliche Äußerungen in der österr. Presse des Vormärz weitgehend verhindern. P. war mit E. v. Mengershausen, der Schwägerin von F. A. v. Klinkowström (s. d.), verheiratet und der Schwiegervater von J. A. Gf. Hübner (s. d.).

W.: Über Arme und Armenpflege, 1804; Betrachtungen eines Teutschen über die durch das Senatsconsult vom 16. 11. in Frankreich ausgeschriebene neue Conscription von 300 000 Mann, 1814; zahlreiche Abhh. in Österr. Beobachter, Wr. Ztg., Ölzweige, Haude- und Spenersche Ztg. und Allg. Ztg. (Augsburg); Gedichte in Z., Taschenbüchern etc. Übers. aus dem Griech., Latein. und Französ. Hrsg.: Briefwechsel zwischen F. Gentz und A. Müller 1800–29, 1857.
L.: Die Presse vom 3. 5., N. Fr. Pr. vom 4. 5. 1865; H. v. Srbik, Zur Geschichte der Märztage 1848, in: Mitt. des Ver. für Geschichte der Stadt Wien 7, 1927, S. 54 ff.; J. Baxa, J. A. v. P., in: Jb. der Leo-Ges., 1929, S. 221 ff.; ADB 53; Kosch, Das kath. Deutschland; Nagl–Zeidler–Castle 2, s. Reg.; Wurzbach; Briefe von F. v. Gentz an P., hrsg. von K. Mendelssohn-Barlholdy, 2 Bde., 1868; A. v. Klinkowström, F. A. v. Klinkowström und seine Nachkommen, 1877, S. 147 ff.; Goedeke, s. Reg.; J. Hofer, Der Hl. K. M. Hofbauer, 3. Aufl. 1923; H. v. Srbik, Metternich, 3 Bde., 1925–54, Neudruck 1957, s. Reg.; F. Engel-Janosi, Der Frh. v. Hübner 1811–92, 1933, s. Reg.; J. K. Mayr, Geschichte der österr. Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (= Bittner 5/4), 1936, s. Reg.; J. Mühlhauser, Die Geschichte des „Österreichischen Beobachters“ von der Gründung bis zum Tode F. v. Gentz’ 1810–32, phil. Diss. Wien, 1949; R. Till, Hofbauer und sein Kreis (= Beitrr, zur neueren Geschichte des christlichen Österr. 1), 1951, S. 71 f.; W. Zechner, J. A. v. P., phil. Diss. Wien, 1954; W. Kosch, Biograph. Staatshdb. 2, 1963; Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien.
(A. Cornaro)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 74
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