Pinggera, Johann; genannt der alte Honnesle (1837-1916), BergführerPinggera Johann, genannt der alte Honnesle, Bergführer. * Sulden (Südtirol), 15. 10. 1837; † ebenda, 24. 8. 1916. War zuerst Holzarbeiter, dann Bauer. Machte von den zahlreichen Führern aus den Familien Dangl, P. und Reinstadler wohl die meisten neuen Bergfahrten und war 1865–81 vor allem in der Ortlergruppe einer der beliebtesten Führer. Obwohl er bei seinen zahlreichen Bergfahrten mit J. v. Payer (s. d.) von diesem nur unzureichend entlohnt werden konnte, begleitete er Payer aus Begeisterung für dessen wiss. Arbeiten. Die alpine Ges. Altenberger (Mitgl. des ÖAK) würdigte daher auch 1902 seine Leistungen im Dienst der Wiss. durch ein Diplom und eine Ehrengabe. Begleiter: M. v. Déchy, F. Gröger und Frau, V. Hecht, J. Meurer (s. d.), B. Minnigerode, J. A. E. v. Mojsisovics (s. d.), A. Markgf. v. Pallavicini (s. d.), Th. Petersen, J. A. Specht etc.
Erstersteigungen: Rötlspitze (1866), Münstertaler Alpen; Innere Schwarze Schneide und Petersen-Spitzen (beide 1874), Ötztaler Alpen; Schwarzwandspitze (1874), Stubaier Alpen; Monte Cevedale, Vertainspitze, Suldenspitze und Hintere Schöntaufspitze (alle 1865), Monte Zebrù, drei Madatschspitzen, Großer Eiskogel, Monte Scorluzzo, Tuckettspitze, Große Schneeglocke, Große Naglerspitze, Hohe Schneid (Monte Cristallo), Hochleitenspitze, Vordere und Hintere Rotspitze (alle 1866), Monte Vioz, Palon della Mare, Pizzo Taviela, Cima di Lago Lungo, Punta Cadini, Monte Giumella, Monte Saline und Veneziaspitzen (alle 1867), Hoher Angelus und Zufrittspitze (beide 1868), Schrötterhorn (1870), Trafoier Eiswand, Kreilspitze und Hochofenwand (alle 1872), alle Ortlergruppe. Neufahrten: Abstieg zum Taschachferner von der Südlichen Wildspitze (1874), Ötztaler Alpen; Schrankogel von Westen aus dem Sulztal (1874), Stubaier Alpen; Ortler über den Tabarettakamm und Königsspitze über den obersten Ostgrat vom Cedehgletscher (beide 1865), Südostgrat der Punta Taviela, Südostgrat und Nordwestgrat (mit dem alpingeschichtlich denkwürdigen Abrutsch) der Punta San Matteo und Südostgrat des Pizzo Tresero vom Fornogletscher (alle 1867), Ostgrat der Hinteren Zufallspitze (1868), Königsspitze über den Mitschergrat und den oberen Suldengrat (1878), Ortler von Südosten durch die Minnigeroderinne und Königsspitze über die Nordostwand (beide 1881), alle Ortlergruppe.
L.: G. Gröger–J. Rabl, Die Entwicklung der Hochtouristik in den österr. Alpen, 2. Aufl. 1890, s. Reg.; Die Erschließung der Ostalpen, red. von E. Richter, 3 Bde., 1893–94, s. Reg.; J. Payers Bergfahnen, hrsg. von W. Lehner, 1920, s. Reg.; W. Lehner, Die Eroberung der Alpen, 1924, s. Reg.; E. Pichl, Wiens Bergsteigertum, 1927, s. Reg.; Mitt. H. Reinstadler, Schlanders, Südtirol, Italien.
(R. Hösch)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 36, 1979), S. 82f.