Pirquet von Cesenatico Klemens Frh., Pädiater. * Wien-Hirschstetten, 12. 5. 1874; † Wien, 28. 2. 1929 (Selbstmord). Sohn des Reichsratsabg. Peter Frh. P. v. C.; stud. am Schottengymn., bei den Jesuiten in Kalksburg und am Theresianum, 1892/93 kath. Theol. an der Univ. Innsbruck, 1893/94 Phil. an der Univ. Löwen (Baccalaureus der Phil.), ab 1894 Med. an den Univ. Wien, Königsberg (1896) und Graz (1897), 1900 Dr. med. 1901 war er Volontär am St. Anna-Kinderspital in Wien, 1902–03 Sekundararzt, 1903–08 Ass. an der Wr. Univ. Kinderklinik, 1908 erfolgte seine Habil. für Kinderheilkde. an der Univ. Wien. 1909 wurde P. als erster o. Prof. der Kinderheilkde. an die Johns Hopkins Univ. in Baltimore, 1910 als o. Prof. der Kinderheilkde. an die Univ. Breslau berufen. 1911 kehrte er als Nachfolger seines Lehrers Escherich (s. d.) als o. Prof. und Vorstand der Univ. Kinderklinik nach Wien zurück. P. machte die Klinik zu einem Mekka der Pädiatrie. Er entfaltete eine glanzvolle wiss. Tätigkeit und wurde durch die Einsicht in Zusammenhänge sowohl bei den üblichen Kinderkrankheiten, bei der Tuberkulose (P.sche Reaktion), der Vakzination wie bei der Gabe artfremden Serums (Serumkrankheit) weltberühmt: hat der Organismus mit einem Agens bereits Bekanntschaft gemacht, so reagiert er anders als ohne diese. P. schuf den Ausdruck All-ergie = andersartiges Reagieren. Auf P.s Erkenntnissen, die in jeder Einzelheit noch aktuell sind, beruht die gesamte moderne Immunol., ein entscheidender Tl. medizin. Wissens mit wichtigsten therapeut. Konsequenzen. Er schuf u. a. auch eine neue Ernährungslehre, bei welcher der Nahrungsbedarf auf das „Quadrat der Sitzhöhe“ eines Kindes bezogen wurde. Diese Lehre bewährte sich in den Notzeiten nach dem Ersten Weltkrieg, als P. gem. mit seinen amerikan. Freunden ein großartiges Hilfswerk in Österr. organisierte, das vielen Tausenden Kindern das Leben rettete.